Trümmerliteratur
Aufarbeitung oder Verdrängung der Geschehnisse im II. Weltkrieg?
"Die ersten schriftstellerischen Versuche unserer Generation nach 1945 hat man als Trümmerliteratur bezeichnet, man hat sie damit abzutun versucht. Wir haben uns gegen diese Bezeichnung nicht gewehrt, weil sie zu Recht bestand: tatsächlich, die Menschen von denen wir
schrieben, lebten in Trümmern, sie kamen aus dem Kriege, Männer und Frauen in gleichen Maße verletzt, auch Kinder. Und sie waren scharfäugig: sie sahen."
Allgemeines
"
- Heinrich Böll, Bekenntnis zur Trümmerliteratur
1952
Allgemeines
- deutsche Literaturepoche
- 1945 bis Anfang der 1950er Jahre
- auch Heimkehrerliteratur oder Literatur der Stunde Null
- bildet einen Teil der Nachkriegsliteratur
- die Menschen und ihre Erlebnisse stehen im Vordergrund
- bündige Darstellung
- wachsende Distanz zum Kriegsgeschehen = stärkere Distanzierung zur Trümmerliteratur
Historischer Hintergrund
Historischer
Hintergrund
- 09. Mai 1945 bedingungslose Kapitulation
- viele Tote oder Kriegsgefangene
- Zustand der Zerstörung
- Aufteilung in 4 Bestatzungszonen
- Unstimmigkeiten zwischen den westlichen und östlichen Siegermächten
- Entmilitarisierung & Entnazifizierung
- Fokus auf der Existenzsicherung
Heilbronn nach Ende des II. Weltkrieges
Autoren
- heimgekehrte Soldaten, welche kaum Erfahrung besaßen
- Konstruktion eines realitätsnahem Abbild
- Beispiel:
- Heinrich Böll
- Günter Eich
Autoren
- Schriftstellertreffen (1947 - 1967)
- Raum für Diskussionen
- Förderung unbekannter Autoren
- oft Beginn einer erfolgreichen Karriere
Merkmale
Merkmale
- häufig unerfahrene Autoren -> karge Sprache
- Unpoetisch -> neue Sprache in der Literatur
- kaum rhetorische Mittel
- in der Lyrik gab es auch kein Reimschema -> signalisierte den Bruch zu vorherigen Epochen
- Thema: aussichtslose Situation, Krieg, Heimkehr
- Frage nach der eigenen Rolle im Nationalsozialismus
Werke
Werke
- Lyrik
- meisten Werke
- kurzer unreflektierter Überblick
- direkte Benennung der Missstände
- kein Reimschema oder Metrum
- Epik
- typische Form der Prosa ist durch den Nationalsozialismus verpönt gewesen
- Kurzgeschichten -> Abgrenzung durch Sachlichkeit und Kurzform
- Dramatik
- selten großes Publikum
- Stimmung in Form einer Bühnenpräsentation gewann wenig Zuspruch
"Der Mann mit den Messern"
"Der Mann mit den Messern"
- Kurzgeschichte
- geschrieben 1948 von Heinrich Böll
- Inhalt:
- Jupp (ehemaliger Unteroffizier) erbt einen Koffer mit dreizehn Messern -> Grundbaustein für seinen späteren Lebensunterhalt
- ihm fehlt ein Partner
- trifft auf ehemaligen Oberleugnant (bis dahin Tagelöhner) und heuert diesen an
- die aus dem Krieg gewohnten Positionen werden umgedreht
- Aussage:
- Nachkriegszeit = Neuanfang
- Schilderung der damaligen Verhältnisse
" Inventur"
Inventur von Günter Eich (1947)
1. Dies ist meine Mütze,
dies ist mein Mantel,
hier mein Rasierzeug
im Beutel aus Leinen.
2. Konservenbüchse:
Mein Teller, mein Becher,
ich hab in das Weißblech
den Namen geritzt.
3. Geritzt hier mit diesem
kostbaren Nagel,
den vor begehrlichen
Augen ich berge.
4. Im Brotbeutel sind
ein Paar wollene Socken
und einiges, was ich
niemand verrate,
5. so dient es als Kissen
nachts meinem Kopf.
Die Pappe hier liegt
zwischen mir und der Erde.
6. Die Bleistiftmine
lieb ich am meisten:
Tags schreibt sie mir Verse,
die nachts ich erdacht.
7. Dies ist mein Notizbuch,
dies meine Zeltbahn,
dies ist mein Handtuch,
dies ist mein Zwirn.
- verfasst 1947 von Günter Erich
- Gedicht
- 7 Strophen mit jeweils 4 Versen
- lyrisches Ich -> in Kriegsgefangenschaft sitzender Soldat
- Inhalt: lyrisches ich benennt alle seine Besitztümer, was seine einfache Situation betont
- Aussage:
- Gegenstände können zu friedlichen Zeiten belanglos sein, haben in schweren aber einen hohen Wert
- Neider unter Mitgefangenen, Armut
- Bewahrung der Grundbedürfnisse wie Privatsphäre
-> Missstände der Kriegsgefangenschaft werden verdeutlicht
Topic
Persönliches Fazit
Fazit
- nicht eindeutig einzuordnen
- uneinhaltliche Merkmale durch beispielsweise verschiedene Lebenssituationen
- unterschiedliche Verarbeitungsmethoden, um mit dem Schicksal umzugehen
- Beispiel sind die präsentierten Werke