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Geschichte des ehemaligen deutschen nationalsozialistischen Konzentrationslagers Gusen
Das Projekt ist in Zusammenarbeit der Stiftung zur Entwicklung des Bildungssystems mit der Stiftung Glaube und Wahrheit als Teil des Programms der Unterstützung der Aktivitäten im Zusammenhang mit nationalem Gedenken realisiert worden
Projektpartner
Auf dem Cover:
Die Steineträger. Aquarell von Maksymilian Chmielewski, 1939-1945;
Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945.
KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium,
Warschau 2009
VORWORT
Aufstieg und Entwicklung des Nationalsozialismus in Deutschland
Die Ursprünge des Nationalsozialismus sind mit der Gründung der Deutschen Arbeiterpartei 1919 verbunden, die im folgenden Jahr in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umgewandelt wurde. Die Hauptpunkte auf der politischen Agenda der NSDAP waren die Infragestellung der europäischen Nachkriegsordnung, insbesondere der Bestimmungen des Versailler Vertrages und die Forderung nach der Vereinigung aller Deutschen in einem Staat. Die Nazis - wie die Parteimitglieder genannt wurden - predigten antiliberale, antikommunistische und antidemokratische Parolen. Unter ihnen spielte der Antisemitismus eine besondere Rolle.
1921 wurde die Partei von Adolf Hitler geleitet, der zu ihrem unangefochtenen Führer avancierte. Zwei Jahre später organisierten die Nazis in München einen Militärputsch, der zwar scheiterte, aber paradoxerweise zu ihrer Popularität in der deutschen Gesellschaft beitrug. Nachdem der Putsch unterdrückt wurde, wurden seine Organisatoren vor Gericht gebracht und zu Gefängnis verurteilt. Hitler nutzte seinen Aufenthalt im Gefängnis, um ideologische Annahmen und Regeln für das Funktionieren der Nazi-Partei zu entwickeln. Er veröffentlichte sie 1925 im Buch mit dem Titel „Mein Kampf”, das später zu einem führenden Werk der Nazi-Ideologie und -Propaganda wurde.
Adolf Hitler, September 1930
(Aus den Sammlungen
des Bundesarchivs, Bild 102-10460)
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre gelang es Hitler, ein starkes Fundament für die NSDAP zu schaffen. Diese Zeit war jedoch für Deutschland eine Zeit des Wohlstands, die für die Nationalsozialisten nicht günstig war. Ab 1929, als Deutschland von der großen Wirtschaftskrise erfasst wurde, begann sich die Situation dramatisch zu ändern. Die sich über Nacht verschlechternden Lebensbedingungen der Bevölkerung und die steigende Arbeitslosigkeit sind zu einem sozialen Katalysator für die Unterstützung der Nazis geworden. Die Abneigung gegen parlamentarische Regierungsführung hat in Deutschland zugenommen. Sündenböcke wurden gesucht und radikale Lösungen gefordert. Diese Situation war in den Händen der Nazis, die mit ihren populistischen und radikalen Parolen den fruchtbaren Boden in der Gesellschaft trafen.
Hitler kommt an die Macht und baut einen totalitären Staat auf
Folglich gelang es den Nationalsozialisten in nur wenigen Jahren, die breite Unterstützung der von der Wirtschaftskrise frustrierten Bevölkerung zu gewinnen. Dies spiegelte sich in den Ergebnissen der Reichstagswahlen wider, bei denen sich die Gruppe der Nazi-Abgeordneten systematisch vergrößerte. 1932 wurde die nationalsozialistische Parlamentariervertretung zur größten politischen Kraft, was Präsident Paul von Hindenburg veranlasste, Hitler mit der Regierungsbildung zu betrauen. Am 30. Januar 1933 trat Hitler das Amt des deutschen Bundeskanzlers an und führte bald die Einberufung von Neuwahlen herbei. Nach der Verhaftung der kommunistischen Abgeordneten übernahmen die Nazis die vollständige Kontrolle über das Parlament.
Infolgedessen verwandelte sich Deutschland in nur wenigen Monaten von einem demokratischen in einen totalitären Staat. Die außerordentlichen Befugnisse des Reichstags für die Regierung gaben Hitler die Macht, gesetzliche Regelungen zu erlassen und die Verfassung aufzuheben, was eigentlich das Ende der Herrschaft der parlamentarischen Demokratie in Deutschland bedeutete. Die endgültige Beerdigung der Weimarer Republik fand statt, nachdem alle politischen Parteien mit Ausnahme der NSDAP aufgelöst worden waren und Hitler 1934 das Amt des Staatspräsidenten übernommen hatte. Nachdem Hitler dieses Amt übernommen hatte, erklärte er sich zum Führer und Reichskanzler. Seitdem hat der Nazi-Führer die wichtigsten Partei- und Staatsfunktionen in seinen Händen konzentriert. Auf diese Weise wurde der deutsche Staatsapparat mit der Partei verschmolzen und Hitler konnte über dem Gesetz agieren.
Adolf Hitler, 1932
(Aus den Sammlungen des Bundesarchivs,
Bild 102-12922-lic./ CC-BY-SA 3.0)
Herrschaft des Naziterrors
Unmittelbar nach der Machtübernahme begannen die Nazis mit der gewaltsamen Verletzung grundlegender bürgerlicher Freiheiten. Bewaffnete SA-Truppen (Sturmabteilung - Milizen der Nazi-Partei) gingen auf die Straße und rächten sich an politischen Gegnern, die ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslagern eingesperrt wurden. Das erste KZ wurde bereits im März 1933 in Dachau in der Nähe von München gegründet und wurde zum Vorbild für andere. Die nächsten Lager wurden in Sachsenhausen (1936), Buchenwald (1937), Neuengamme (1938), Flossenbürg (1938), Mauthausen (1938) - im eingegliederten Reich Österreich - eingerichtet. Im Jahr 1934 wurde das Netz der deutschen Lager dem SS-Reichsführer (Schutzstaffel der NSDAP - paramilitärische Formation in der NSDAP) - Oberbefehlshaber Heinrich Himmler unterstellt, der ab 1936 auch als Kommandant der deutschen Polizei agierte. In den Anfängen der Konzentrationslager bestand ihre Aufgabe darin, die politischen Gegner der Nazis zu isolieren und zu neutralisieren. Später wurden dort auch Juden und andere, die als so genannte "Asoziale" galten, und nach Kriegsausbruch - Bürger eroberter Länder - inhaftiert. Es wird geschätzt, dass bis 1939 über 170.000 Menschen in Deutschland in Konzentrationslagern inhaftiert waren. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wurde gegründet, um die Opposition zu bekämpfen. Nach und nach begannen die Elitetruppen Hitlers (SS) eine immer wichtigere Rolle zu spielen, indem sie die Kontrolle über die Polizei übernahmen und die Konzentrationslager beaufsichtigten.
Häftlinge des KL Dachau während der Sklavenarbeit, 24. Mai 1933 (Aus den Sammlungen des Bundesarchivs, Bild 105-01-024 / CC-BY-SA 3.0)
Die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager, Stand: 1944
Judenverfolgung in Deutschland
Fast unmittelbar nach der Machtübernahme begannen die Nazis mit der Umsetzung ihres antisemitischen Programms, das darauf abzielte, Juden vom öffentlichen und gesellschaftlichen Leben in Deutschland auszuschließen. Nacheinander wurden Anordnungen erlassen, die die jüdische Bevölkerung diskriminierten und verleumdeten. Am 1. April 1933 wurde ein Massenboykott jüdischer Geschäfte organisiert. Gleichzeitig wurden zahlreiche Anschläge auf Synagogen und jüdische Räumlichkeiten verübt. Nach und nach wurde eine Reihe von Gesetzen eingeführt, um die jüdische Bevölkerung zu diskriminieren. Menschen jüdischer Herkunft wurden aus dem kulturellen und sozialen Leben ausgeschlossen. Ihnen wurde der Zugang zum staatlichen Bildungswesen verwehrt, und an den Universitäten wurde der Numerus Clausus eingeführt (Begrenzung der Zahl der Studenten jüdischer Herkunft). All diese Aktivitäten zielten auf die psychologische Vorbereitung der deutschen Gesellschaft auf die gesetzlich sanktionierte Rassentrennung ab, die im September 1935 in Nürnberg durch die Verkündung der sogenannten Nürnberger Gesetze offiziell eingeführt wurde. In der Folge führten diese Gesetze zum Ausschluss der jüdischen Bevölkerung vom politischen, sozialen und kulturellen Leben; sie machten Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Sie wurden auch zur Grundlage für die systematische und massenhafte Judenverfolgung in den Folgejahren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brach in ganz Deutschland ein riesiges antijüdisches Pogrom aus, das wegen der Glasscherben als "Kristallnacht" bezeichnet wurde.
Zerstörtes Schaufenster eines Ladens, der einem jüdischen Besitzer gehörte. Berlin,
10. Oktober 1938
(Aus den Sammlungen des United States Holocaust Memorial Museum, Courtesy of National Archives and Records Administration, College Park, Public Domain)
Es wird geschätzt, dass 91 Menschen während des Pogroms starben. Darüber hinaus wurden etwa 30.000 Juden verhaftet und in Konzentrationslager geschickt. Wie geplant, begannen die Nationalsozialisten unmittelbar nach dem Pogrom den Prozess der sogenannten "Arisierung des Landes" zu intensivieren, der in der Übernahme jüdischer Betriebe und Vermögenswerte durch die Deutschen bestand. Es wurde eine Verordnung erlassen, die das Recht der Juden auf Freizügigkeit einschränkte. Diese Anordnungen bewirkten eine drastische Verschlechterung der materiellen Lage der jüdischen Bevölkerung im Reich. Deshalb versuchten viele Juden, sich durch Flucht ins Ausland zu retten, aber die restriktive Auswanderungspolitik der meisten Länder der Welt ließ nur 1/3 aller deutschen Juden auswandern. Diejenigen, die blieben, warteten auf weitere Verfolgung und dann auf die Vernichtung.
Innenraum der in der Kristallnacht zerstörten Synagoge, 1938
(aus den Sammlungen des United States Holocaust Memorial Museum, Courtesy
of Stadtarchiv Pforzheim)
Propaganda und Indoktrinierung der Gesellschaft
Hitler war mit dem Einparteiensystem nicht zufrieden. Er strebte den Aufbau einer solchen Gesellschaft an, die sich in allen Bereichen ihres Lebens mit den Prinzipien des Nationalsozialismus identifizieren sollte. Propaganda und Indoktrination sollten der Weg sein, um dieses Ziel zu erreichen. Die Massenmedien - Radio und Presse - waren diesem Ziel völlig untergeordnet. Im Mai 1933 wurde eine beispiellose Aktion zur Verbrennung von Büchern von Autoren organisiert, die als Gegner des Naziregimes galten. Die Nazis versuchten auch, alle wissenschaftlichen und künstlerischen Aktivitäten in Deutschland zu unterwerfen. Deshalb ist es vielen Künstlern der deutschen Kultur, darunter berühmten Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern, gelungen, aus Angst vor Repressionen auszuwandern. Die junge Generation war besonders indoktriniert. Das deutsche Bildungswesen erzog die Schüler im Geiste des Nationalsozialismus. Alle bisherigen Jugendorganisationen wurden verboten und durch die Hitlerjugend ersetzt. Gleichzeitig begann sich der Kult des Führers in der Gesellschaft zu verbreiten, der den absoluten Gehorsam gegenüber seinen Befehlen und grenzenloses Vertrauen in alles, was er tat, forderte.
Als sich die wirtschaftliche Lage des Landes allmählich verbesserte, nahm die Unterstützung für die Nazis zu. Der Aufstieg Hitlers an die Macht fiel mit dem Ende der großen Wirtschaftskrise zusammen. Die Nazis begannen und intensivierten das Programm der öffentlichen Arbeiten, das vor 1933 begann, und so wurde die Zahl der Arbeitslosen im Laufe des Jahres fast halbiert. Durch sorgfältig geplante Investitionen und die Umstellung der deutschen Wirtschaft auf Kriegsproduktion wurde in der Gesellschaft ein Gefühl des wirtschaftlichen Aufschwungs geschaffen.
Versammlung der Nazi-Partei. Nürnberg, 10. September 1938
(Aus den Sammlungen des Bundesarchivs, Bild 183-H12148 / CC-BY-SA 3.0)
Kriegsvorbereitungen
Die deutsche Gesellschaft war beeindruckt vom Erfolg der Außenpolitik des Dritten Reiches. Denn kühne internationale Schachzüge haben beleidigten Nationalstolz geheilt. Nur wenige Monate nach der Machtübernahme erklärte Hitler, dass die Deutschen den Völkerbund verlassen. Sein Ziel war es nun, seine Landsleute von den durch den Versailler Vertrag auferlegten Beschränkungen zu befreien und den so genannten "Lebensraum" für die Deutschen im Osten zu gewinnen. Dies erforderte die Vorbereitung des Landes auf den Krieg. Zwischen 1935 und 1936 kündigte Hitler die Wiederherstellung des allgemeinen Militärdienstes und den Aufbau der Militärluftfahrt an. Im Jahr 1936 remilitarisierte er das Nordrheinland, und ein Jahr später schloss er vorteilhafte politische und militärische Bündnisse mit Italien und Japan, die die Achse Rom-Berlin-Tokio bildeten. Die Krönung des internationalen Erfolgs der Nationalsozialisten war die Eingliederung Österreichs (Anschluss) im März 1938 und die Besetzung des tschechischen Sudetenlandes Anfang Oktober dieses Jahres, gefolgt von der Tschechoslowakei im März 1939. Die Deutschen waren davon überzeugt, dass die Nazis die Träume vieler Generationen wahr werden ließen, so dass die große Mehrheit der Bevölkerung von dem neuen Regime begeistert war oder es unterstützen wollte.
Aufnahme aus dem Film mit dem Titel Im Abgrund von Gusen
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs
Hitlers Überzeugung vom unausweichlichen, fortwährenden Kampf zwischen den Nationen und Rassen, verbunden mit seiner Neigung zu bewaffneter Aggression sowie dem offenen Infragestellen von Grenzen, führte immer wieder zum Ausbruch des Krieges mit seinen Nachbarn. Dank seiner geschickten Außenpolitik gelang es Hitler, die Wachsamkeit der internationalen Gemeinschaft einzuschläfern. Er nutzte diese Situation aus und führte zu einer Annäherung an die Sowjetunion, die sich in dem am 23. August 1939 in Moskau unterzeichneten Nichtangriffspakt zwischen dem Dritten Deutschen Reich und der UdSSR (dem so genannten Ribbentrop-Molotow-Pakt) niederschlug. Das Geheimprotokoll zu diesem Pakt zeigte die wahren Absichten Hitlers und Stalins, die Grenzen in Mittel- und Osteuropa gewaltsam zu verändern. Dieser Pakt beeinflusste die endgültige Entscheidung über den deutschen Einmarsch in Polen, der am 1. September 1939 begann.
Die deutsche Aggression gegen Polen führte dazu, dass Großbritannien und Frankreich - Polens Verbündete - offiziell in den Krieg eintraten, was diesen Krieg wiederum zu einem globalen Konflikt machte. Die militärische Passivität der mit Polen verbündeten Länder führte jedoch dazu, dass die Rote Armee am 17. September in das Gebiet der Zweiten Polnischen Republik einmarschierte. Der Kampf des einsamen Polens mit zwei Feinden endete in einer Niederlage und eine lange Periode grausamer deutscher und sowjetischer Besatzung begann.
Wehrmachtssoldaten am polnisch-deutschen Grenzübergang Sopot-Gdynia, 1. September 1939
(Aus den Sammlungen des Bundesarchivs, Bild 146-1979-056-18 A, Foto. Hans Sönnke)
Der Zweite Weltkrieg, der 1939 durch die deutsche Aggression gegen Polen ausgelöst wurde, ging als der blutigste Konflikt der Menschheitsgeschichte in die Geschichte ein. Dieser Krieg war, im Gegensatz zu früheren bewaffneten Konflikten, total. Die militärischen Aktionen, Kriegsverbrechen und die Völkermordpolitik der Besatzer, hauptsächlich Nazideutschland und Japan, die 6 Jahre lang in verschiedenen Teilen der Welt durchgeführt wurden, führten zum Tod von etwa 50 Millionen Menschen, hauptsächlich Zivilisten.
Ein deutscher und ein sowjetischer Offizier schütteln sich während des Einmarsches in Polen als Verbündete die Hand.
September 1939 (Public Domain)
Einem deutschen Luftangriff getötet wurde. Warschau, 13. September 1939
(Foto Julien Bryan, Public Domain)
HISTORISCHER ÜBERBLICK
Lagerkomplex Mauthausen
Das KZ Mauthausen-Gusen war ein Teil des Komplexes deutscher nationalsozialistischer Konzentrationslager, die in den Jahren 1938-1945 auf dem Gebiet des an das Deutsche Reich angeschlossenen Österreichs errichtet wurden. Die Entstehung des Komplexes begann mit der Errichtung des Konzentrationslagers Mauthausen im August 1938. Das Lager entstand in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft, ca. 20 km entfernt von Linz, unweit des größten Granitsteinbruchs in Österreich, dem Wiener Graben. Das KZ Mauthausen wurde von der SS verwaltet und orientierte sich von der Organisationsstruktur her an dem Konzentrationslager Dachau. Zum ersten Kommandanten wurde Alber Sauer ernannt, der im Februar 1939 von Franz Ziereis abgelöst worden ist. Ziereis hatte dieses Amt bis zur Befreiung des Lagers inne.
Zu Anfang diente das KZ Mauthausen als Ort zur Isolierung und Folter vor allem von deutschen und österreichischen Oppositionellen (Sozialisten, Kommunisten, Antifaschisten), Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Homosexuellen sowie Kriminellen. Im Jahre 1940 wurden auch Häftlinge aus anderen Ländern in das KZ deportiert, darunter vor allem Vertreter der polnischen intellektuellen Eliten sowie spanische Republikaner, die zuvor in Frankreich inhaftiert und dann von der Regierung in Vichy an die Deutschen übergeben wurden. In der zweiten Hälfte des Jahres 1941 wurden große Gruppen von sowjetischen Kriegsgefangenen in das Lager deportiert. Unter den Häftlingen, die aus insgesamt 40 Ländern stammten, waren auch große Gruppen von Italienern, Franzosen. Das KZ Mauthausen wurde mit der Zeit auch zu einem Ort der Vernichtung von polnischen, ungarischen und österreichischen Juden.
Zwischen 1939 und 1940 wurde im nahegelegenen Gusen, am dortigen Steinbruch, die erste Zweigniederlassung des Mutterlagers errichtet. Im März entstand wiederum das zweite Unterlager, welches zur Unterscheidung als „Gusen II“ bezeichnet wurde. Im Dezember 1944 wurde das dritte Unterlager „Gusen III“ in der Nähe der Ortschaft Lungitz errichtet. Bis zur Befreiung des Lagers entstanden in ganz Österreich über 40 Zweigniederlassungen des KZ Mauthausen.
In diesen Lagern mussten die Häftlinge Zwangsarbeit für die deutsche Industrie verrichten. Anfangs wurden sie vorrangig bei Bauarbeiten eingesetzt, wenngleich im Verlauf des Krieges die Häftlinge immer mehr für die deutsche Waffenindustrie arbeiten mussten. Ende 1943 wurden tausende Häftlinge bei den Bauarbeiten von unterirdischen Stollen eingesetzt. In die Stollen zogen Produktionswerke, um sich vor alliierten Bombenangriffen zu schützen. Nutznießer der Zwangsarbeit der Häftlinge waren – neben den Deutschen Erd- und Steinwerken (DEST), die der SS gehörten – auch zahlreiche deutsche und österreichische Unternehmen, wie bspw. Steyr-Daimler-Puch, Messerschmitt GmbH, Bayer, Heinkel, Eisenwerke Oberdonau oder die Österreichischen Saurerwerke.
Im September 1944 wurde im KZ Mauthausen ein Unterlager für Frauen errichtet. In den nächsten Monaten wurden dort mehrere Tausend Häftlingsfrauen aus anderen Konzentrationslagern inhaftiert, vor allem aus Ravensbrück, Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald.
Im Januar 1945 wurde Mauthausen zum Zentrum für die aus liquidierten Konzentrationslagern evakuierten Häftlinge. Binnen weniger Monate kamen dort ca. 35 000 Häftlinge im Rahmen der sog. Todesmärsche an, vor allem aus Auschwitz, Sachsenhausen, Ravensbrück und Mittelbau-Dora. Die Überfüllung des Mutterlagers und seiner Unterlager führte in Verbindung mit den immer größer werdenden Lebensmitteldefiziten zu einer drastischen Verschlechterung der Lebensbedingungen, was schlussendlich im Massentod resultierte. Laut den Statistiken des Lagers kamen alleine im April 1945 über 11 000 Häftlinge um.
Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1938-1945 rund 190 000 Männer aus 30 verschiedenen Ländern im KZ und seinen Unterlagern inhaftiert, wovon mindestens 90 000 umkamen. Unter den Opfern befanden sich auch mehrere Tausend Frauen, Jugendliche und Kinder. Das KZ Mauthausen war eines der schlimmsten Konzentrationslager auf dem Gebiet des Dritten Reiches. In der Nomenklatur der SS erhielt es die Kategorie III, nach der das Hauptziel des Lagers die Vernichtung der Häftlinge durch Zwangsarbeit war.
Die Entstehung des Lagers
Das KZ Gusen wurde im Dezember 1939 in der Ortschaft Gusen, 4,5 km westlich von Mauthausen errichtet. Ähnlich wie das Hauptlager wurde der Standort für das Lager unweit großer Steinbrüche ausgewählt, in denen die Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten. Die Steinbrüche Gusen und Kastenhofen, die bekannt für ihr wunderschönes Granit waren, stellten zugleich eine bedeutende Einkommensquelle für die SS dar, in deren Besitz sie sich befanden.
Anfangs wurden die in den Steinbrüchen arbeitenden Häftlinge (ca. 400 Österreicher und Deutsche) dazu gezwungen, vom Hauptlager zum Steinbruch und wieder zurück zu marschieren. Mit der Zeit beschloss jedoch die Leitung des KZ Mauthausen, Wohnbaracken und SS-Quartiere in Gusen zu errichten, um damit die Arbeitszeit zu optimieren. Die Bauarbeiten begannen im Frühling 1940 und wurden im Mai abgeschlossen. Erbaut wurde der Komplex von österreichischen und polnischen Häftlingen aus Mauthausen.
Im Frühling 1940 wurden in das neue Lager Polen deportiert, die in Polizeiaktionen auf dem Gebiet des von den Deutschen besetzten Polens verhaftet wurden. Diese Deportationen standen im Zusammenhang mit dem Beschluss der SS, das KZ Mauthausen-Gusen zur Exterminierung polnischer intellektueller Eliten zu verwenden, um so den wichtigsten Teil der polnischen Gesellschaft auszulöschen. Der erste Transport mit 1082 polnischen Häftlingen kam bereits am Tage der offiziellen Eröffnung von Gusen, am 25. Mai 1940 an. In den folgenden Monaten wurden weitere 4000 polnische Intellektuelle in das Lager gebracht. Neben den Polen befanden sich in Gusen auch mehrere Hundert österreichische Häftlinge.
Aufbau des Lagers
Das Gelände in Gusen war uneben, weswegen die Baracken, die SS-Quartiere sowie die Produktionshallen sich auf verschiedenen Ebenen befanden. Teilweise wurden die Gebäude von Staumauern gestützt, um nicht abzugleiten.
Anfangs bestand der Häftlingskomplex aus 34 Holzbaracken, unter denen 24 als Wohnraum für 7000 Häftlinge bestimmt waren. In den übrigen Baracken befanden sich Lagerräume, Küchen, Kasernen für die Wärter, Steinmetzbetriebe, Werkstätten und ein Krankenhaus. Im Jahre 1941 wurden anstelle von drei Holzbaracken zwei große, zweistöckige Ziegelsteingebäude errichtet, in denen im Frühling 1943 Häftlinge aus den Waffenfabriken Steyr-Daimler-Puch und Messerschmitt einquartiertet wurden. Von 1943 bis 1944 wurden weitere vier Baracken auf dem Appellplatz errichtet. Auf dem Gelände des Lagers befand sich auch das im Januar 1941 errichtete stationäre Krematorium, in dem die Leichen der Häftlinge verbrannt wurden.
Der für die Häftlinge bestimmte Teil des Lagers war strikt von der Außenwelt abgetrennt. Erst wurde er mit einem Holzzaun mit Stacheldraht, der unter Strom stand, umringt. Später wurde eine 3 m hohe Mauer aus Granit aus den umliegenden Steinbrüchen erbaut. Zudem entstanden auch Wachtürme, auf denen Schießstände und Alarmvorrichtungen installiert wurden.
Die Gebäude der Lagerverwaltung sowie die SS-Kasernen und Produktionshallen befanden sich außerhalb der Lagermauer. Zu diesem Bereich führte ein Weg durch ein großes Tor, welches Teil des sog. Jourhauses war. In diesem Gebäude hatte der Lagerkommandant sein Büro, im Keller wiederum befand sich das Lagergefängnis, der sog. Bunker, in dem Häftlinge gefoltert und hingerichtet wurden. In diesem Bereich standen auch die Gebäude des SS-Personals – ein Baderaum, eine Küche sowie ein Kasino.
Kategorien der Häftlinge
In Gusen wurden vor allem politische Häftlinge gefangen gehalten. Sie stellten im Jahre 1945 ca. 65-70 % der Häftlinge dar. Unter ihnen waren viele in sog. Schutzhaft, die vor allem bei Personen angewandt wurde, die unter dem Verdacht einer feindlichen Gesinnung gegenüber dem Dritten Reich standen. In dieser Gruppe politischer Häftlinge stammten die Meisten aus Polen, Jugoslawien, Frankreich, Belgien und Italien. Eine weitere große Gruppe stellten auch spanische und sowjetische Kriegsgefangene sowie polnische und ungarische Juden dar. Ende des Krieges war jeder vierte Häftling von Gusen der Kategorie „ziviler Arbeiter“ zugeteilt. In dieser Kategorie befanden sich maßgeblich Bürger der Sowjetunion, die im Reich als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. In Gusen befanden sich auch ca. 7000 Häftlinge, die als sog. Sicherungsverwahrte inhaftiert waren. Diese Häftlinge saßen infolge von deutschen Gerichtsurteilen in dem Lager ein. Unter ihnen befanden sich sowohl Deutsche als auch Bürger besetzter Staaten, allen voran aus Polen und der Sowjetunion.
Nationalitäten der Häftlinge
Die Gesamtzahl der Häftlinge, die im Zeitraum zwischen 1939 und 1945 nach Gusen deportiert wurden, betrug über 70 000. Schätzungen zufolge kam über die Hälfte von ihnen im Lager um bzw. wurde ermordet. Laut den Kategorien, die die Deutschen vergaben, vertraten die Häftlinge ca. 30 verschiedene Nationen. Zu den größten Gruppen gehörten: Polen, Bürger der Sowjetunion, Juden, Spanier, Deutsche und Österreicher, jugoslawische Bürger, Italiener sowie Franzosen.
Polen
Polen stellten die größte Volksgruppe unter den Häftlingen des KZ Mauthausen-Gusen dar. Ihre große Zahl hing damit zusammen, dass das Lager für die Exterminierung der polnischen intellektuellen Eliten im Rahmen der sog.„Intelligenzaktion“ ausgewählt worden ist. In diesem Zusammenhang nannte die SS, die den Bau des Lagers beaufsichtigte, Gusen auch „Vernichtungslager für die polnische Intelligenz“. In den besetzten polnischen Gebieten wurden im Rahmen dieser Aktion vorrangig Lehrer, katholische Priester, Grundbesitzer und Vertreter freier Berufe, gesellschaftliche und politische Aktivisten, Pfadfinderführer sowie Soldaten im Ruhestand, die einer antideutschen Haltung bezichtigt wurden, inhaftiert. All jene unter ihnen, die in den Jahren 1939/1940 verhaftet worden sind, wurden nach Gusen aus anderen Lagern, wie Buchenwald, Dachau oder Sachsenhausen deportiert.
Die ersten polnischen Häftlinge wurden aus Buchenwald nach Gusen im März 1940 transportiert. Sie mussten zusammen mit österreichischen und deutschen Häftlingen aus Mauthausen das Lager erbauen. Der erste große Transport mit über 1000 Häftlingen kam am 25. Mai 1940 im Lager an. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten rund 7500 polnische Häftlinge aus Dachau und Sachsenhausen nach Gusen gebracht. Mit Beginn des Jahres 1943 begannen auch die Transporte mit polnischen Häftlingen direkt aus den Gefängnissen im besetzten Polen. Im Jahre 1944 erreichte auch ein Transport mit vielen Teilnehmern des Warschauer Aufstandes das Lager in Gusen.
Polen stellten im ersten Jahr des KZ Gusen über 90% der Gesamtzahl der Häftlinge dar. Und auch wenn in den Folgejahren dieser Anteil im Zuge zahlreicher Transporte mit Häftlingen anderer Nationalitäten sichtlich fiel, so blieben sie bis zum Ende die größte Volksgruppe. Deswegen wurde das Lager auch umgangssprachlich als „polnisches Lager“ bezeichnet. Man geht davon aus, dass insgesamt 25 000 Polen nach Gusen deportiert wurden. Die Verluste unter den polnischen Häftlingen werden auf mindestens 13 000 geschätzt. Ein Teil von ihnen wurde in der Tötungsanstalt Hartheim umgebracht.
Sowjetische Bürger
Ende 1941 begannen die Transporte mit sowjetischen Kriegsgefangenen das KZ Gusen zu erreichen. Ihre Zahl wird auf 4400 geschätzt. Sie wurden im Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS festgehalten, einem abgetrennten Bereich des Lagers. Die sowjetischen Kriegsgefangenen wurden innerhalb von zwei Jahren in Folge von Zwangsarbeit, Hunger und der brutalen Behandlung dezimiert. Nach Gusen wurden auch rund 9000 sowjetische Zivilisten deportiert, die zur Arbeit in den Steinbrüchen sowie in der Waffenindustrie gezwungen worden sind. Schätzungen zufolge sind mindestens 2700 von ihnen dabei verstorben.
Juden
Vereinzelte Juden kamen bereits ab Anfang 1940 in Gusen an, zusammen mit den Transporten polnischer Häftlinge. Die ersten großen Transporte mit jüdischen Häftlingen (ca. 2000 Häftlinge jeder) wurden jedoch im Sommer 1944 durchgeführt. Damals kamen nach Gusen Häftlinge aus den Lagern Płaszów, Auschwitz und Flossenbürg an. Die aus Auschwitz deportierten Juden stammten überwiegend aus Ungarn. Nach ihrer Ankunft in Gusen wurden sie zu dem Bau der Tunnel in Sankt Georgen abkommandiert. Im August und im September 1944 kamen weitere Transporte mit ungarischen Juden im Lager an. Jüdische Häftlinge stellten auch einen großen Anteil unter den aus Auschwitz Anfang 1945 evakuierten Häftlingen dar. Ihre Überlebenschancen in Gusen waren sehr gering. Schätzungen zufolge wurden rund 10 000 Juden nach Gusen deportiert, die Hälfte von ihnen starb oder wurde im Lager ermordet.
Spanier
Eine weitere große Gruppe von Häftlingen waren spanische Republikaner. Im Jahre 1941 wurden sie aus dem besetzten Frankreich, wo sie nach dem Ende des Bürgerkriegs inhaftiert waren, nach Deutschland transportiert. Innerhalb eines Jahres kamen 4000 spanische Häftlinge in Gusen an. Sie stellten knapp die Hälfte aller Neuankömmlinge dar. Von den insgesamt über 5000 Spaniern in Gusen wurden 4000 ermordet.
Deutsche und Österreicher
Deutsche und Österreicher befanden sich von Anfang an im KZ Gusen. Unter ihnen befanden sich sog. Asoziale, Homosexuelle und Zeugen Jehovas. Die meisten von ihnen waren jedoch Kriminelle, die aus Gefängnissen zur Verbüßung ihrer Freiheitsstrafen in das Lager geschickt wurden. Große Gruppen von deutschen Kriminellen verschiedener Kategorien wurden ab Ende 1942 nach Gusen deportiert. Ihre Gesamtzahl wird auf über 5000 geschätzt. Obwohl diese Häftlinge aufgrund ihrer Herkunft größere Überlebenschancen hatten, überlebten nur knapp 1200 von ihnen die Inhaftierung im Lager.
Jugoslawen
Ab 1942 wurden nach Gusen auch jugoslawische Häftlinge deportiert, hauptsächlich Slowenen und Serben. Ihre Zahl wird auf ca. 3200 geschätzt, von denen mindestens 1300 verstorben sind. Die größten Transporte fanden zum Jahreswechsel 1942/1943 statt. Das war auch der Zeitpunkt als ca. 900 Slowenen, die aus von Italien besetzten Gebieten, aus dem Lager entlassen wurden. Insgesamt 854 Jugoslawen erlebten die Befreiung des Lagers.
Italiener
Nachdem Italien im Herbst 1943 von den deutschen Truppen eingenommen wurde und der faschistische Vasallenstaat Italienische Sozialrepublik entstand, begannen weitreichende Repressionen, die vor allem gegen Juden und politische Gegner gerichtet waren. Im Endeffekt kamen viele von ihnen ins Konzentrationslager. Ein ähnliches Schicksal wurde auch den internierten italienischen Soldaten zuteil, die als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert wurden. Die Massendeportationen nach Gusen begannen im Februar 1944. Zur Jahreshälfte kamen auch kleinere Gruppen mit italienischen Häftlingen aus anderen Konzentrationslagern in Gusen an. Die Situation der italienischen Häftlinge war schwierig – die SS erachtete sie als Verräter, die anderen Häftlinge wiederum als Faschisten. Es wird davon ausgegangen, dass von den über 3000 italienischen Häftlingen rund 1700 gestorben sind.
Franzosen
Einzelne französische Häftlinge kamen bereits im Frühling 1942 nach Gusen. Der erste Großtransport jedoch fand im März 1943 statt. Eine weitere Gruppe Franzosen wiederum erreichte das Lager in der ersten Hälfte 1944. Insgesamt wurden ca. 3000 französische Staatsbürger nach Gusen deportiert, von denen mindestens 1000 starben. Die meisten Franzosen wurden aufgrund ihrer politischen Gesinnung verhaftet, überwiegend während der Aktion „Nacht und Nebel“, die sich gegen die wachsende Widerstandsbewegung in Westeuropa richtete. Die Deutschen wollten mit den Deportationen von Widerstandskämpfern die französische Gesellschaft terrorisieren. Im April 1945 wurden auf Initiative des Internationalen Roten Kreuzes über 500 Franzosen aus Gusen entlassen. Im Rahmen der Aktion „Nacht und Nebel” wurden auch zahlreiche Widerstandskämpfer aus Belgien und den Niederlanden deportiert.
Lebensbedingungen
Anfangs waren die Lebensbedingungen in Gusen schwierig, da nur ein Teil der Baracken bereit war, um Häftlinge aufzunehmen. Sie waren nicht einmal mit Pritschen ausgestattet, weswegen die Häftlinge auf Stroh auf dem Boden schlafen mussten. Auch die sanitären Einrichtungen waren überaus primitiv, laufendes Wasser gab es nur in den kleinen Gassen zwischen den Baracken. Mit der Zeit verbesserte sich die Wohnsituation in den Baracken, wenngleich es Probleme mit der Lebensmittelversorgung gab. Die Lebensmittelrationen wurden schrittweise verkleinert. Theoretisch sollten sie zwischen 1275-1750 Kalorien täglich betragen, was nicht einmal die Hälfte dessen ausmachte, was ein Arbeiter brauchte, um seine Kräfte wieder zu regenerieren. Tatsächlich erhielten die Häftlinge jedoch weitaus weniger. Die Vorräte wurden zudem von den Funktionären der SS und Funktionshäftlingen aus allen Ebenen der Versorgung geplündert. Vor dem Hungertod schützten die Häftlinge in geringem Maße Lebensmittelpakete, die sie ab 1943 von ihren Familien erhalten konnten. Die Pakete waren aber nur für gewisse Gruppen erlaubt.
Hunger, Terror und die harte Arbeit in den Steinbrüchen sowie in den Waffenproduktionsstätten führten sehr schnell zur Ausschöpfung aller Kräfte. Infolge der allgemeinen Erschöpfung kam es immer häufiger zu Unfällen bei der Arbeit. Die daraus entstandenen Verletzungen konnten mit der Zeit kaum mehr behandelt werden. Das raue Klima führte zudem zu zahlreichen Krankheiten. Die arbeitsunfähigen und kranken Häftlinge wurden als unbrauchbar eingestuft und massenweise liquidiert. Die ständige Unterernährung in Zusammenhang mit schwerer Zwangsarbeit und fehlender medizinischer Versorgung waren vor allem in den letzten Monaten des Krieges der Hauptgrund für ihren Tod.
Verwaltung und Überwachung des Lagers
Der erste Kommandant des Lagers war Karl Chmielewski, der Anfang 1940 aus Sachsenhausen nach Mauthausen verlegt wurde, wo er die Aufgabe der Beaufsichtigung der Bauarbeiten am Konzentrationslager Gusen bekam. Chmielewski war für seine Grausamkeit bekannt, weswegen er den Beinamen „Teufel von Gusen“ erhielt. Er ordnete nicht nur Massenmorde und Folter an, war aber auch persönlich bei den Exekutionen anwesend. Chmielewski war der Ideengeber der berühmten „Todbade-Aktionen” – Massenmorden an Häftlingen in sog. tödlichen Bädern. Besonders brutal ging er mit polnischen und spanischen Häftlingen um. Ende 1942 wurde er in ein anderes Lager verlegt und wenig später wegen Veruntreuung und großangelegter Plünderung von Gütern angeklagt. Infolgedessen wurde er im Sommer 1944 von einem SS-Gericht zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Der zweite Kommandant des Lagers in Gusen war Fritz Seidler, der dieses Amt ab Oktober 1942 bis zur Befreiung des Lagers innehatte. Auch er war für seine Gräueltaten bekannt. Seidel nahm aktiv an Morden teil und legte brutale Strafen auf die Häftlinge auf. Er war mitunter für die Vergasung von kranken Häftlingen in Gusen I sowie das Massaker in Gusen II im April 1945 verantwortlich.
Zu Anfang war ausschließlich die SS für die Verwaltung des Lagers verantwortlich. Später übernahmen auch Soldaten der Wehrmacht diese Aufgaben, da im Lager auch Waffen produziert wurden. Die Zahl des Personals schwankte während der Zeit als das Lager in Betrieb war zwischen 600 und 3000 Funktionären. Die Mitglieder der Wachkompanien hatten keinen Zutritt zum Lager. Der Kontakt zu den Häftlingen musste durch Funktionshäftlinge (überwiegend Deutsche und Österreicher) aufrechterhalten werden. Aufgrund ihrer Herkunft und der kriminellen Vergangenheit übernahmen diese Häftlinge in der Hierarchie die Funktion der Blockaufseher und Leiter der Arbeitskommandos (Kapo und Oberkapo).
In Gusen waren mehrere Ärzte der SS tätig, wenngleich sie sich nicht mit der medizinischen Betreuung der Häftlinge, sondern mit Tests von Medikamenten sowie chirurgischen Versuchen beschäftigten. Die Ärzte im Lager waren verantwortlich für die Selektion der kranken Häftlinge, ihre Ermordung mit Phenolspritzen oder ihre Entsendung in die Gaskammern der Todesanstalt in Hartheim. Der letzte SS-Arzt in Gusen war Helmuth Vetter, der seine im KZ Auschwitz initiierten Tests mit Medikamenten dort fortsetzte. In der sog. Pathologie im Lager Gusen befand sich eine Sammlung präparierter Leichen von Häftlingen, die von den SS-Ärzten als kurios erachtet wurden. Die bei den Experimenten gewonnenen Proben wurden in die Akademie für Medizin der SS in Graz und andere deutsche Universitäten verschickt, wo sie pseudowissenschaftlichen Zielen dienten.
Vernichtung durch Arbeit
Gemäß der von den deutschen Behörden aufgestellten Annahmen sollte die Vernichtung der Häftlinge im Lager durch Arbeit erreicht werden. Zu Anfang arbeiteten die Häftlinge in den Steinbrüchen Gusen, danach auch in den Steinbrücken Kastenhofen und Westerplatte. Das Granit wurde von den Häftlingen in Steinmetzbetrieben bearbeitet und in verschiedene deutschen Städte transportiert, wo es beim Bau zahlreicher staatlicher Objekte eingesetzt wurde, u. a. für das Deutsche Stadion in Nürnberg. Das Granit wurde auch beim Bau von Straßen in Form von Pflastersteinen verwendet, der Ausschuss wiederum wurde zu Zuschlagstoff verarbeitet. Die Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen waren sehr schwer. Die Häftlinge wurden zu Schichten von bis zu 13 Stunden täglich gezwungen. Die hohen Unfallraten bei der Arbeit führten auch zu einer hohen Sterberate. Die Zahl der Todesopfer in den Steinbrüchen wird auf über 3000 geschätzt.
Anfang 1943 verlegten zwei große Unternehmen – Steyr-Daimler-Puch und Messerschmitt – einen Teil ihrer Werke in den Lagerkomplex Gusen, weswegen ein Teil der Häftlinge in den Steinbrüchen abgezogen wurde. Im Endeffekt wurden tausende Häftlinge gezwungen, bei der Produktion von Waffen und Flugzeugteilen zu arbeiten. In den Folgemonaten wurde die Produktion in Gusen kontinuierlich vergrößert. Zum Jahreswechsel 1944/1945 arbeitete bereits die Hälfte aller Häftlinge im Werk von Steyr-Damiler-Puch. Infolge der immer häufigeren alliierten Luftangriffe beschlossen die deutschen Behörden, riesige Stollen in der Nähe von Gusen zu errichten, um dort die Produktion fortzuführen. Ähnliche Stollen wurden auch unweit der Ortschaft Sankt Georgen errichtet, die die Häftlinge mithilfe einer eigens hierfür erbauten Bahnstrecke erreichten. Im Endeffekt wurden zum Ende des Krieges mithilfe der Zwangsarbeiter mehrere Stollen und mehr als ein Dutzend Kilometer Tunnel in der Nähe von Gusen und Sankt Georgen für die Rüstungsunternehmen erbaut. Unfälle bei der Arbeit unter Tage gehörten zum Alltag und führten zum Tode einer beachtlichen Zahl an Häftlingen.
Der stetig wachsende Bedarf der Rüstungsunternehmen für Zwangsarbeiter zog die Notwendigkeit nach sich, das Lager auszubauen, weswegen im März 1944 das Lager Gusen II und Ende des Jahres im nahegelegenen Lungitz auch Gusen III errichtet worden sind. Schlussendlich wurde das KZ Mauthausen-Gusen zum größten Konzentrationslager in Österreich, in dem auch die größte Zahl an Zwangsarbeitern tätig war.
Exterminierung der Häftlinge
Die Massenvernichtung von Häftlingen im KZ-Mauthausen-Gusen wurde über die ganze Zeit seines Bestehens durchgeführt. Einzig die Intensität dieser Praxis schwankte, was durch verschiedene Faktoren bedingt war, u. a. der Kategorie der Häftlinge, der Nachfrage nach Zwangsarbeitern in der Rüstungsindustrie sowie selbstverständlich auch vom Verlauf des Krieges.
Bis 1942 wurden die Häftlinge in Gusen vor allem auf Grundlage von politischen und rassenideologischen Gründen ermordet. Anfangs hatten vor allem polnische Intellektuelle und spanische Republikaner die geringsten Überlebenschancen, ab 1941 aber sowjetische Kriegsgefangene und Juden.
Zum Jahreswechsel 1941/1942 wurden kranke und arbeitsunfähige Häftlinge im Rahmen von sog. Todbade-Aktionen ermordet. Bei dieser Tötungsart wurden Häftlinge solange aus Schläuchen mit eisigem Wasser unter Hochdruck angespritzt, bis sie nach ca. einer halben Stunde sowohl ihre Kräfte als auch ihr Bewusstsein verloren. All jene, die dies überlebten, starben später an einer Lungenentzündung. Eine genaue Zahl der Opfer dieser nicht alltäglichen Methode des Massenmords ist nicht bekannt, Schätzungen sprechen jedoch von 700-2000 Opfern. Auf eine ähnliche Art und Weise entledigte man sich der Kranken in Gusen II, wo im Winter 1945 tausende nackte Häftlinge während eines Schneesturms draußen stehen mussten.
In Gusen gab es keine stationäre Gaskammer, wenngleich Zyklon B wahrscheinlich mehrere Male in den Krankenbaracken verwendet worden ist. Ab 1941 wurden die Häftlinge im Rahmen der sog. Aktion 14f13 in der Tötungsanstalt Hartheim mithilfe von Giftgas ermordet. Die Vergasung der Häftlinge dauerte mit kurzen Unterbrechungen bis 1944 an. Schätzungen zufolge wurden auf diese Art und Weise ca. 2000 Personen umgebracht. Ende 1942 wurde bei der Massenvernichtung auch ein Transportwagen verwendet, in dem kranken und arbeitsunfähigen Häftlingen mithilfe von Zyklon B das Leben genommen wurde. Ungefähr 1200 Menschen fielen diesem Prozedere zum Opfer.
In den letzten Wochen vor Kriegsende erschlugen die Funktionshäftlinge in Gusen II mit Schlagstöcken die zur Liquidierung ausgewählten Häftlinge bzw. ließen sie in Wasserfässern ertrinken.
Die geplante Exterminierung durch Arbeit, die in Gusen Vorrang hatte, wurde somit durch verbrecherische Taten der Kommandantur und der Funktionshäftlinge, die diese brutalen Formen der Vernichtung umsetzten, unterstützt.
Ziviler Widerstand und Selbsthilfe der Häftlinge
Die Lagerordnung in Gusen war überaus streng. In den Jahren 1940-1942 war es Häftlingen untersagt, bspw. andere Blocks zu betreten. Täglich wurden die Sauberkeit in den Wohnbaracken, die Kleidung und das Schuhwerk kontrolliert. Die kleinsten Versäumnisse unter diesem Gesichtspunkt wurden mit Strafübungen oder Stillstehen bestraft. Harte Strafen drohten auch Häftlingen, die einen Fluchtversuch unternahmen. Im Falle von Verletzungen der Lagerordnung wurde oftmals die Verantwortung der ganzen Gruppe berücksichtigt.
Die Disziplin ließ Anfang 1943 nach als die Rüstungsbetriebe von Steyr und Messerschmitt in Betrieb genommen wurden. Da die Unternehmen von der Lagerverwaltung forderten, effiziente Arbeiter zu stellen, mussten die Zahl der Strafen sowie die Selbstjustiz der Funktionshäftlinge eingeschränkt werden. In den Pausen war seit dieser Zeit den Häftlingen gestattet, die Baracken zu verlassen und ihre Freunde zu besuchen. Die Aufsicht im Lager ließ nach und einigen der Häftlingsgruppen war es sogar erlaubt, Lebensmittelpakete zu erhalten.
Die Lockerung der Disziplin im Lager hatte positiven Einfluss auf die sozialen Aktivitäten unter den Häftlingen. Auch die Möglichkeiten der Selbstverteidigung vor der Vernichtung und dem Terror stiegen an. Anfangs war der einzige Weg zum Überleben die Vermeidung von Konflikten mit Funktionshäftlingen, die Einteilung der Kräfte während der Arbeit sowie eine rationale Verwertung der Pausen, um wieder zu Kräften zu kommen. Mit der Zeit entstanden Selbsthilfegruppen, die sich bspw. um die Ernährung von Häftlingen kümmerten. Dafür wurde Essen aus der Lagerküche und den Lagerhallen geschmuggelt. Auch die Lebensmittel aus den Paketen von Familienangehörigen wurden gerecht verteilt. Dies war immens wichtig, da Gusen das einzige Konzentrationslager im Reich war, zu dem das Internationale Rote Kreuz keine Lebensmittelpakete verschicken konnte.
Um bei Kräften zu bleiben, versuchten die Häftlinge jegliche Verletzungen während der Arbeit so gut es geht zu vermeiden. Um wiederum die Moral aufrechtzuerhalten wurden Gesprächsrunden und Diskussionen, Literatur- und Musikabende sowie verschiedene religiöse Praktiken veranstaltet. Die aktivste Gruppe im sozialen und kulturellen Leben waren in Gusen die Polen.
Befreiung des Lagers
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 verließen die meisten Funktionäre der SS das Lager, darunter auch der Kommandant Fritz Seidler, der später aus Angst vor einer Verhaftung durch die Alliierten Selbstmord beging (zuvor tötete er noch seine Frau und seine Kinder). Die Aufsicht übernahm die Wiener Feuerwehr, was höchstwahrscheinlich die Häftlinge vor der geplanten Vernichtung bewahrte.
Am 5. Mai 1945 marschierten amerikanische Truppen im Lager ein. Sie fanden dort ca. 21 000 ausgezehrte und kranke Häftlinge vor, hauptsächlich Polen und Bürger der Sowjetunion. Kurz nach der Befreiung kam es im Lager zur Selbstjustiz an den Funktionshäftlingen, die von der aufgebrausten Menge getötet wurden. Ein paar Tage später richteten die Amerikaner eine Kommandantur für das Lager sowie ein Lazarett in den ehemaligen SS-Kasernen, in dem die Häftlinge nach und nach zu Kräften kamen, ein. Trotz der medizinischen Versorgung blieb die Sterberate auf einem sehr hohen Niveau erhalten. Nachdem die meisten Häftlinge Gusen verlassen hatten wurde das Lager Ende August endgültig liquidiert. Ein Teil der polnischen Häftlinge zögerte jedoch aufgrund der unsicheren politischen Lage mit der Rückkehr in ihre Heimat. Deswegen endete die Massenrepatriierung der ehemaligen Häftlinge von Gusen erst im Jahre 1946.
Nach der Befreiung zwangen die Alliierten oftmals die einheimische Bevölkerung zu Aufräumarbeiten auf dem Gelände des Lagers sowie zur Versorgung der Überlebenden. Diese Maßnahmen waren ein Teil der von ihnen eingeleiteten Umerziehung der österreichischen Bevölkerung. Kurz nach der Befreiung starteten die Amerikaner auch eine Informationskampagne über die Verbrechen aus Mauthausen-Gusen, die sich an die Weltöffentlichkeit sowie die Bevölkerung in Österreich und Deutschland richtete. Dabei wurden vor allem Beweise der Verbrechen gesammelt und in Massenmedien veröffentlicht. Eine große Rolle spielte dabei eine Spezialeinheit der amerikanischen Streitkräfte, der sog. Signal Corps. Diese Soldaten machten eine Reihe an Bildern in Gusen direkt nach der Befreiung des Lagers.
Aufgrund der ungeheuren Größe der Verbrechen, die in Gusen verübt worden sind, hatte die Fahndung nach den Verantwortlichen und die Anklage vor alliierten Kriegstribunalen allerhöchste Priorität. Für die Sammlung der Beweise wurde eine Spezialkommission unter der Leitung von Major Eugene S. Cohen ins Leben gerufen. Sein Bericht wurde später als Beweisstück während der Nürnberger Prozesse verwendet und diente auch als Grundlage für die Anklage des ersten Verfahrens gegen das Personal des KZ Mauthausen, welches im Frühling 1946 vor einem amerikanischen Kriegsgericht in Dachau stattfand. Auf der Anklagebank saßen 61 Personen, darunter viele Wärter aus Gusen. Nach wenigen Prozesstagen wurden alle Angeklagten für schuldig befunden, Kriegsverbrechen begannen zu haben und beinahe vollzählig zum Tode verurteilt.
Gedenken
Kurz nach der Befreiung des Lagers fingen die materiellen Überbleibsel aus dem KZ Gusen zu verschwinden an. Die Amerikaner erlaubten den hiesigen Behörden den Verkauf des zurückgelassenen Baumaterials. Teilweise wurde das Lager auch von der lokalen Bevölkerung, die das Holz und das Gestein als Baumaterial gut verwenden konnte, geplündert. Daraufhin wurde das Gelände des Lagers sowie die Stollen von den sowjetischen Behörden verwaltet, die die dort zurückgelassenen Maschinen requirierten, die unterirdischen Tunnel in die Luft sprengten und die Steinbrüche für ihre eigenen Ziele übernahmen.
Nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen im Jahre 1955 wurde das Gelände des ehemaligen Lagers Gusen in kleine Parzellen aufgeteilt, auf denen ein Wohnviertel entstand. Der Ofen des Krematoriums sollte auseinandergenommen werden, die Gedenktafel und der Gedenkstein, die von polnischen und französischen Häftlingen enthüllt wurden, sollte wiederum nach Mauthausen gebracht werden. Ende 1960 begannen jedoch ehemalige italienische Häftlinge mit dem Besitzer den Kauf eines Grundstücks auf dem ehemaligen Gelände des Lagers (wo sich das Krematorium befand) zu verhandeln. Im Jahre 1961 gelang es ihnen, das Grundstück zu erwerben und es der Gemeinde zu übergeben. Im Gegenzug erhielten sie die Erlaubnis, dort ein Denkmal aufzustellen.
Im Jahre 2001 entstand auf Initiative der österreichischen und polnischen Regierung das sog. Gedenkdienstkomitee Gusen. Im Zuge der gemeinsamen Maßnahmen wurde 2004 das Besucher- und Zentrum KZ Gusen gegründet. Heute befindet sich ein Großteil des Gebiets des ehemaligen Lagers in privaten Händen. Anstelle der ehemaligen Baracken befinden sich heute Einfamilienhäuser, das Eingangstor (Jourhaus) wiederum wurde zu einem Eingangstor einer privaten Villa umgebaut.
Nach einer Intervention der polnischen Regierung, die großen Wert auf das Gedenken an diesen besonderen Ort entschlossen sich die österreichischen Behörden den ehemaligen Appellplatz unter Denkmalschutz zu stellen. Die Frage nach der Art und Weise, wie den Opfer gedacht werden soll, bleibt immer noch unbeantwortet.
CHRONIK
13. FEBRUAR 1940
1. OKTOBER 1939
29. APRIL 1938
8. AUGUST 1938
Die SS gründet in Berlin die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST).
Vorbereitungen zur Errichtung einer Filiale des KZ Mauthausen im 4-5 km entfernten Gusen.
Entstehung des Konzentrationslagers in Mauthausen in der Nähe des größten österreichischen Granitsteinbruchs „Wiener Graben“.
In der Ortschaft Sankt Georgen entsteht das Verwaltungszentrum der DEST – Granitwerke Mauthausen, denen die Steinbrüche in der Umgebung von Gusen und Mauthausen unterliegen.
25. MAI 1940
4. MÄRZ 1940
1. JANUAR 1941
Offizielle Eröffnung des Konzentrationslagers Gusen, welches unabhängig vom KZ Mauthausen ein Nummerierungssystem für Häftlinge sowie ein Todesregister erhält. An diesem Tag werden 1082 polnische Häftlinge aus dem KZ Dachau nach Gusen deportiert. In den folgenden Monaten wurden weitere 4000 polnische Intellektuelle im KZ Gusen festgesetzt.
SS-Hauptsturmführer Karl Chmielewski wird vom KZ Sachsenhausen nach Sankt Georgen verlegt, um die Bauarbeiten des Konzentrationslagers in Gusen zu beaufsichtigen.
Das KZ Mauthausen-Gusen wird zu einem Lager der Kategorie III, was bedeutete, dass das Hauptziel des Lagers die Vernichtung der Häftlinge durch Arbeit war.
29. JANUAR 1941
FEBRUAR 1941
JUNI 1941
14. AUGUST 1941
Inbetriebnahme des Krematoriums im KZ Gusen.
Inbetriebnahme des Baderaums für Häftlinge mit dem Ziel, die sanitären Bedingungen im Lager zu verbessern.
Die ersten Häftlinge des KZ Gusen werden in Gaskammern in der Todesanstalt Hartheim ermordet.
Der erste Transport mit 1769 spanischen Republikanern kommt im KZ Gusen an. Innerhalb eines Jahres wurden ca. 4000 Spanier in das Lager deportiert.
ENDE 1941
HERBST 1941
24. OKTOBER 1941
In einem Bereich des KZ Gusen wird ein Lager für Kriegsgefangene eingerichtet. In den Jahren 1941-1943 wurden dort ca. 4000 sowjetische Kriegsgefangene inhaftiert.
Das KZ Gusen erreicht die geplante Zahl an Häftlingen in Höhe von 8500, womit es das Mutterlager überholt.
Anfang der Todbade-Aktionen, deren Ziel es war, die Häftlinge zu ermorden.
Im Lager bricht eine Typhus-Epidemie aus. Hunderte von Häftlingen und Aufsehern sterben an den Folgen der Krankheit. Bis 1942 wird die Zahl der Opfer im KZ Gusen auf über 6000 geschätzt.
Die mobile Gaskammer wird in Betrieb genommen. Die Häftlinge wurden damit auf dem Weg zwischen dem KZ Gusen und dem KZ Mauthausen umgebracht.
16. DEZEMBER 1943
9. MÄRZ 1944
30. APRIL 1943
Die DEST unterschreibt einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen Messerschmitt GmbH, welches Jagdflugzeuge produzierte.
Die DEST unterschreibt einen Kooperationsvertrag mit dem Rüstungsunternehmen Steyr-Daimler-Puch AG.
In der Nähe des KZ Gusen I, auf dem Gelände der Lagerhallen der SS, wird das KZ Gusen II eröffnet – ein provisorisches Waffenlager der SS. Im Lager werden zwischen 12 000 und 17 000 Häftlinge (überwiegend Juden) unter primitiven Bedingungen festgehalten. Die Häftlinge mussten bei der Errichtung von Stollen und bei der Produktion von Maschinen des Typs Me-262 Zwangsarbeit verrichten.
SEPTEMBER 1944
FEBRUAR 1945
16. DEZEMBER 1944
Im Angesicht der nahenden Front werden die deutschen Rüstungsbetriebe aus Radom und Warschau in das KZ Gusen verlegt.
Im KZ Gusen kommt ein Transport mit 420 jüdischen Kindern aus Auschwitz an. Die Kinder werden sofort nach ihrer Ankunft mit Phenolinjektionen ins Herz ermordet.
Im nahegelegenen Lungitz wird auf dem Gelände einer stillgelegten Ziegelei das KZ Gusen III gegründet. Die Häftlinge dort (ca. 300) arbeiteten beim Bau einer Bäckerei für Häftlinge sowie der Errichtung einer Lagerhalle für Ersatzteile der von der Messerschmitt GmbH dort produzierten Flugzeuge.
14. APRIL 1945
1. MÄRZ 1945
FRÜHLING 1945
21. APRIL 1945
Die Repatriierung französischer, belgischer und niederländischer Häftlinge aus dem KZ Gusen beginnt.
Tausende jüdische Häftlinge des KZ Auschwitz-Birkenau werden in das KZ Gusen II evakuiert.
890 kranke und arbeitsunfähige Häftlinge des KZ Gusen I werden in der Baracke Nr. 31 auf dem Gelände des Lagers vergast.
1047 kranke und arbeitsunfähige Häftlinge des KZ Gusen werden in den Tod in das sog. Sanitätslager an der Grenze des KZ Mauthausen geschickt.
22. APRIL 1945
ENDE APRIL 1945
27. APRIL 1945
Die meisten Mitglieder der SS verlassen den Komplex KZ Mauthausen-Gusen. Die Wiener Feuerwehr übernimmt die Verwaltung des Lagers.
Im KZ Gusen kommen die aus den im östlichen Österreich liegenden Unterlagern des KZ Mauthausen evakuierten Häftlinge an.
Im KZ Gusen II werden 600 kranke und arbeitsunfähige Häftlinge aufgrund von fehlenden Vorräten an Zyklon B zu Tode misshandelt.
4. MAI 1945
16. MAI 1945
5. MAI 1945
Die Zahl der Häftlinge in Gusen I, II und III beträgt 21 207.
Die amerikanische Armee entschließt sich das Lager Gusen II zu verbrennen, um einer Epidemie vorzubeugen.
Einheiten der amerikanischen Armee befreien die Konzentrationslager in Mauthausen und Gusen. Auf dem Gelände der Lager kommt es zu Selbstjustiz an den Funktionshäftlingen.
5. JANUAR 1947
MÄRZ 1961
13. MAI 1946
Das Internationale Mauthausen-Komitee (IMC) beschließt während seiner Sitzung in Budapest, eine Gedenkstätte in Gusen zu errichten.
Die DEST in Gusen wird von der sowjetischen wirtschaftlichen Administration für Österreich übernommen und in die Sowjetstaatlichen Granitwerke Gusen umbenannt.
58 ehemalige Mitglieder der SS und Mitarbeiter der DEST werden von einem amerikanischen Kriegsgericht in Dachau während des sog. ersten Prozesses der Belegschaft von Mauthausen zum Tode verurteilt.
8. MAI 2004
8. MAI 1965
7. MAI 2000
Einweihung eines Denkmals auf dem ehemaligen Gelände des KZ Gusen III in Lungitz.
Im Teil des ehemaligen Lagers, wo einst das Krematorium stand, entsteht die Gedenkstätte KZ Gusen mit einem Denkmal.
Eröffnung des Besucher- und Informationszentrum Gedenkstätte KZ Gusen auf Initiative des 2001 entstandenen österreichisch-polnischen Gedenkkomitees.
ENSTEHUNG UND ENTWICKLUNG
Das Konzentrationslager Gusen erhielt seinen Namen von dem Steinbruch Gusen. So hieß auch das nahegelegene Dorf und der kleine Fluss […]
Sicht auf Straße zum Steinbruch Gusen. Auf der linken Seite befindet sich die Baracke der Verwaltung des Steinbruchs (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Sicht auf das KZ Mauthausen-Gusen nach der Befreiung 1945. Im Hintergrund ist der Steinbruch Gusen sichtbar (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung von Eugene S. Cohen, öffentliche Domain)
1. Welche Bedeutung für die Entstehung des Lagers Gusen hatte
der Steinbruch in dessen Nähe?
Im März 1940 wurde ich nach Mauthausen zu den Bauarbeiten des Lagers in Gusen transportiert. Das Tempo musste erhöht werden […], denn für den April wurde die sog. AKTION GEGEN DIE POLNISCHE INTELLIGENZ geplant. […] Als sie uns schlugen sagten die Männer von der SS, dass wir ein Lager für unsere räudigen Brüder aus Polen, die damals noch ruhig Ostern feierten ohne zu wissen, was sie erwartet, bauen würden.
1. Wann entstand das Lager in Gusen und mit welchem Ziel wurde es errichtet?
Propagandabild, welches die Verhaftung von Polen darstellt. Die Aufschrift unten in der Ecke: „Auf frischer Tat ertappt! Polnische Zivilisten, die aus dem Hinterhalt auf deutsche Soldaten schossen“ (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
TRANSPORTLISTE MIT DEN NACHNAMEN VON HÄFTLINGEN, DIE AM 8. MÄRZ 1940 VOM KZ BUCHENWALD IN DAS LAGER IN GUSEN VERLEGT WURDEN
Aus den Beständen des Instituts für Nationales Gedenken
1. Entschlüssele die deutschen Abkürzungen und schreibe auf, welche
Personaldaten die Liste enthält.
2. Wer waren die Häftlinge, die nach Gusen aus dem Lager in Buchenwald verlagert wurden?
3. Identifiziere die polnischen Häftlinge und charakterisiere sie anhand ihres Alters, Geburtsorts und Berufs, den sie ausgeübt haben.
Mit polnischer Intelligenz waren vor allem polnische Geistliche, Lehrer […], Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Offiziere, höhere Beamte, herausragende Unternehmer, Grundeigentümer, Schriftsteller, Journalisten sowie alle anderen, die die Hochschulreife oder einen Hochschulabschluss nachweisen konnten, gemeint.
1. Wer wurde von den Nazis als polnischer Intellektueller angesehen und wieso?
Bau der Staumauern, die Höhenunterschiede ausgleichen und die Gebäude vor dem Abgleiten schützen sollten, 1940 (Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-151 / CC-BY-SA 3.0)
Wir wurden ins Konzentrationslager Gusen gebracht, wobei es dieses Lager nicht gab. Es gab nur Stacheldraht, der unter Strom stand, und die ersten acht Baracken. Der Rest des Geländes war ein Moor, einfach nur Morast.
Unterlager KZ Mauthausen-Gusen, Häftlinge legen Pflastersteine auf dem Appellplatz aus
(Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-295 / CC-BY-SA 3.0)
Es ist glaube ich am schlimmsten, wenn man in ein Konzentrationslager kommt, das gerade gebaut wird. Wir wurden auf dem Appellplatz aufgestellt und sahen nur einige Baracken, um uns herum überall Baumaterial: Bretter, Ziegelsteine. Der Appellplatz war noch nicht gepflastert, es lag überall Sand. Unser Block war eine kleine Holzbaracke, in der die Bretter so angebracht wurden, dass Schlitze entstanden. Wir fragten uns, wie es sein wird, wenn der Winter kommt. Im Innern war es leer, auf dem Boden lagen nur Strohsäcke.
Der Appellplatz im Bau, im Hintergrund sind die Holzbaracken sowie ein Wachturm sichtbar, 1940 (Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-291 / CC-BY-SA 3.0)
Wir kamen an und sahen uns um: Dreck, alles schwarz, Menschen in zerlumpten Kleidern, überall Läuse. […] das war die wahrhaftige Hölle.
1. Wie sah die Situation im Lager während seiner Erbauung aus?
2. Erkläre den Sinn der Aussage von Janusz Gajewski, der sagte, dass es wohl am schlimmsten gewesen sei, im Lager während der Bauarbeiten anzukommen.
1. Finde auf dem Plan den für Häftlinge bestimmten Bereich im Lager Gusen sowie die Hauptgebäude.
2. Zeige auf, wo das Personal der SS lebte und wo sich die Industriebetriebe befanden.
Sicht auf das Lager Gusen von außen: im Vordergrund die Lagermauer mit Stacheldraht, dahinter der Appellplatz sowie die Häftlingsbaracken (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Jalmer Lake, öffentliche Domain)
Innenansicht des Lagers Gusen in Richtung des Steinbruchs: der Appellplatz, im Hintergrund die Lagerküche, ein Teil der Lagermauer, die durch Wachtürme abgeschlossen wurde. Hinter der Mauer befand sich der Bereich, in dem die Belegschaft der SS lebte. Ferner befanden sich dort die Werkstätten, in denen die Häftlinge gearbeitet haben (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
“Jourhaus” – das Gebäude mit dem Lagertor, der Sitz des Kommandanten. Im Keller des Gebäudes befand sich das Lagergefängnis, der sog. Bunker (Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-172 / CC-BY-SA 3.0)
Als Häftling in vielen Lagern kann ich sagen, dass Gusen am schlimmsten war. Das bedeutet nicht, dass die Bedingungen in den anderen nicht schlimm waren, aber im Vergleich zu Gusen waren die anderen Lager ein Paradies. Als Beweis kann man angeben, dass Gusen das unbekannteste Lager war. Nicht deswegen, dass es klein war, sondern wegen der Tatsache, dass unter zigtausenden Häftlingen nur wenige es geschafft haben, die Geschichte ihres Albtraums zu erzählen.
1. Wieso behauptete Rabbi Yechezkel Harfenes, dass das Lager in Gusen unbekannt war?
2. Wie verstehst du seine Aussage, dass andere Lager im Vergleich zu Gusen ein Paradies waren?
Als das Lager [Mauthausen] überfüllt war und dennoch neue Häftlinge ankamen musste Platz geschaffen werden. Wie hat man das gemacht? Man wählte einen Transport nach Gusen aus. Gusen war ein Schlachthof. Man ging dorthin, um zu sterben.
Häftlinge des KZ Mauthausen nach ihrer Ankunft im Lager
(Aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Wir wurden auf dem Appellplatz aufgestellt und der Rapportführer kam an […], ein dicker Offizier, begleitet von einigen SS-Soldaten, alle mit Maschinengewehren. […] „Ihr widerlichen Hunde, dieses Lager ist eure letzte Station. Das ist das Vernichtungslager Gusen.” Er zeigte mit der Hand auf den Rauch über dem Krematorium: „Das ist euer Weg in die Freiheit.“
Einer mit einem roten Winkel tauchte auf. Ich fragte, wer er sei. Ein Tscheche. Er sagte, wer hier gelandet ist, kommt nicht mehr raus.
Gusen gehörte zu der härtesten, also der dritten Kategorie von Konzentrationslagern. Ein Häftling hatte hier keinerlei persönliche Gegenstände, nicht einmal ein Taschentuch oder einen Lappen. Er hatte nur seine Nummer, die mit einem Draht an der linken Hand befestigt war.
1. Wieso hatte das Lager Gusen solch einen schlechten Ruf?
2. Passt der Begriff „Vernichtungslager“ zum KZ Gusen?
Ich begann meinem Vater über das Lager zu erzählen […] er sagte schlussendlich: „Zbyszek, was erzählst du da. Wenn es doch so gewesen wäre, wie du sagst, dann hätte niemand von euch überlebt. Und doch lebt ihr!“ Für mich war das erschütternd. Mein Vater widersprach mir zwar nicht, dachte aber, ich würde übertreiben.
Befreite Häftlinge in Gusen inmitten von Leichen, die von der SS im Lager liegengelassen wurden, Mai 1945
(Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Joseph Gottlieb, öffentliche Domain)
Nach der Befreiung fanden die amerikanischen Soldaten die Leichen der Häftlinge im Lager vor. Sie lagen in den dreckigen Betten, auf Müllhalden, den Straßen, auf Schubkarren, in Lagerhallen und Kühlräumen, wo sie auf die Einäscherung warteten, Mai 1945. (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung der National Archives and Records, öffentliche Domain)
Ein Wagen mit den Leichen von Häftlingen des Lagers in Gusen nach der Befreiung, Mai 1945 (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Eugene S. Cohen, öffentliche Domain)
Häftlinge des KZ Gusen nach der Befreiung (Aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Wahrscheinlich Häftlinge des KZ Gusen nach der Befreiung (Aus den Beständen der National Archives and Records Administration, College Park, öffentliche Domain)
Befreite Häftlinge und amerikanische Soldaten auf der Hauptstraße des KZ Gusen. Im Hintergrund ist ein Wachturm sichtbar (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von John William Schafer, öffentliche Domain)
Vier Männer posieren für ein Foto vor der Tafel mit der Aufschrift „Friedhof des Lagers Gusen“. Nach der Befreiung starben hunderte Häftlinge, die auf dem in der Nähe des Lagers angelegten Friedhof bestattet worden sind
(Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Der Friedhof beim Lager Gusen nach der Befreiung, Mai 1945 (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Ronald Macklin, öffentliche Domain)
1. Was kann man anhand der Fotos über das Lager sagen?
2. Wieso fiel es dem Vater von Zbigniew Wroniszewski schwer, dem Bericht seines Sohnes über das Lager Gusen zu glauben?
Tabelle mit den sog. Winkeln für Häftlinge, die in deutschen nationalsozialistischen Konzentrationslagern verwendet wurden. (International Tracing Service, Bad Arolsen, Internationaler Suchdienst; https://www.mauthausen-memorial.org/en/History/The-Mauthausen-Concentration-Camp-19381945/Groups-of-Prisoners)
1. Welche Gruppen und Untergruppen von Häftlingen wurden in der Tabelle dargestellt?
2. Auf welcher Grundlage wurden die Häftlinge klassifiziert und gekennzeichnet?
3. Wozu diente solch eine ausgebaute Einteilung?
Ich bin hier eine Nummer – neun drei fünf null und sechs. Das ist mein Nachname.
Zeichnungen von Maksymilian Chmielewski mit Darstellungen von Häftlingen des KZ Gusen. (Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
1. Wie verstehst du die Worte von Tadeusz Jarzęcki, dass er eine Nummer gewesen ist, die zeitgleich sein Nachname war?
Personalkarte des polnischen politischen Häftlings Nr. 382, Jerzy Kaźmierkiewicz (Wikimedia Commons, öffentliche Domain, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kazimierkiewicz_georg_1_hpk.jpg)
1. Welche Informationen wurden bei der Registrierung vom Häftling aufgenommen?
2. Versuche so viele Informationen wie möglich von der Karte abzulesen und erstelle dann ein Charakterbild des Häftlings.
Es gab auch Häftlinge aus Griechenland, Rumänien, Italien, Frankreich, Bulgarien und einer Reihe anderer Länder. […] Das war ein wahrhaftiger Turm zu Babel der europäischen Völker.
Mit Jugoslawen, Tschechen oder Russen konnte man sich auf Polnisch verständigen. Und mit Italienern, Franzosen, Spaniern – ich kann mich nicht mehr erinnern, mit Handzeichen irgendwie. Wenn wir Geschäfte untereinander abwickeln wollten, dann vermochten wir es immer, uns zu verständigen, obwohl wir unsere Sprachen nicht kannten.
Sowjetische Kriegsgefangene im KZ Mauthausen-Gusen
(Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-205 / CC-BY-SA 3.0)
1. Auf welche Art und Weise haben sich die Häftlinge aus verschiedenen
Ländern verständigt?
Transportliste der ersten Häftlinge, die in Gusen am
25. Mai 1940 ankamen (Aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, https://www.mauthausen-memorial.org/en/Gusen/The-Concentration-Camp-Gusen/Prisoners/German-and-Austrian-Prisoners)
1. Welche Informationen über die Häftlinge befinden sich auf der Liste?
2. Schreibe die Abkürzungen aus, die für die verschiedenen Kategorien verwendet wurden.
3. Aus welchen Ländern kamen die Häftlinge und in welchem Alter waren sie als sie in Gusen ankamen.
1. Wieso konnte dieses Tagebuch entstehen?
2. Was wollten die Häftlinge mithilfe ihrer Einträge ausdrücken?
3. Versuche anhand der Texte und Bilder zu erraten, aus welchen Ländern sie stammten.
EXISTENZ IM LAGER
Mit der Zeit entstanden immer mehr Baracken, sie wurden fertiggestellt, abgedichtet, im Innern wurden Schränke angebracht. Es wurden auch Etagenbetten mit Viererpritschen angefertigt. Es gab einen Ofen, aber der stand beim Blockaufseher und nur bei ihm war es warm, bei uns wehte der Wind. Man sagte uns, dass frische Luft wichtig sei, weswegen die Fenster über Nacht offengelassen wurden. Es war in Ordnung im Herbst, aber als der Winter begann, der Schnee und der Frost war die Luft so frisch, dass mein Nachbar in der Nacht erfroren ist. Wir wachten morgens auf und fanden ihn steif vor.
Holzbaracken, in denen die Häftlinge des KZ Mauthausen lebten, sowie die Hauptstraße in der Mitte (Aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Auf dem Gelände des Lagers befanden sich nur zwei gemauerte Wohngebäude, die für die Häftlinge bestimmt waren, für die Arbeit
in den Rüstungsbetrieben Steyr-Daimler-Puch und Messerschmitt qualifiziert waren (Aus den Beständen der Bundesarchiv,
Bild 192-175 / CC-BY-SA 3.0)
1. Wie waren die Wohnungsbedingungen in den Holzbaracken und wie sah das in den gemauerten Gebäuden aus?
Das morgendliche Läuten riss die nicht ausgeschlafenen, erschöpften Häftlinge aus ihren Betten, wobei all dies von Schreien und Schlägen begleitet wurde.
Eine von Häftlingen aus einem Metallrohr gefertigte provisorische Glocke, die, gemäß der dort aufgedruckten Devise, den Anfang aller Handlungen bekanntgab: Ob Tag, ob Nacht – Stets mit Bedacht – Der Glocke Ruf erklingt – Ein Zeichen – Deine Pflicht beginnt…
[Jerzy Osuchowski]
Beim ersten Klang der Glocke muss man sofort aufstehen […] und die unteren Fenster öffnen. Die auf den oberen Betten machen sofort ihr Bett, die auf den unteren Etagen wiederum fangen sich erst an zu waschen, um danach ihr Bett zu machen. Der Zutritt zum Baderaum oberkörperfrei.
Im Baderaum stand ein Schweinehund, der allen, die in Hemden dort ankamen, erklärte, dass dies untersagt war. Mir hat er es auch mal erklärt. Seit diesem Tag lebe ich mit gebrochener Nase, da er mir ins Gesicht schlug und als ich hinfiel mich noch ein paar Mal mit dem Fuß trat.
Innenraum eines Baderaums im Lager (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Im Lager durfte man nicht in Gedanken versinken, denn ansonsten starb der Mensch. Man musste ständig aufpassen, die Augen vorne und hinten haben.
Stellt euch Menschen vor, die nach 15 oder 16 Stunden Arbeit mit Schlagstöcken geschlagen und von Banditen umzingelt werden; ihre Körper sind voll von Ungeziefer, Geschwüren und Wunden, die nicht heilen. In dreckigen Stofffetzen, in unermüdlichem Gestank des Krematoriums – dann werdet ihr verstehen was es heißt, einen Tag im Lager Gusen verbracht zu haben.
Innenhof der Krankenbaracke (Nr. 39) im Lager Gusen (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Abends […] stellten wir uns in Viererreihen auf. Die Stubenaufseher legten die Matratzen hin. Sie waren gefüllt mit faulenden Sägespänen. Auf das Kommando „Eins, zwei, drei, liegen!” mussten wir uns so hinlegen, wie wir gerade standen. Für vier Männer gab es eine zur Hälfte verfaulte Decke. […] Auf beiden Seiten nahmen sie die Fenster ab […] Der Winter war hart […] der Schnee fiel direkt auf die liegenden Häftlinge.
Innenraum einer Wohnbaracke im KZ Gusen (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
[…] ich lag auf dem Bett und schaute durch das Fenster. Der Mond leuchtete schön am Himmel. Ich stand sogar auf, um ans Fenster zu gehen. Ich schaute auf den Mond, danach auf den Turm, auf dem ein Soldat stand. So eine Stimmung… Ich hatte Lust einfach hinauszugehen. Dann erblickte ich auf einmal im Mondlicht eine Menge Leichen. Ich kehrte schnell zurück ins Bett.
1. Wie sah ein Tag im Leben eines Häftlings im KZ Gusen aus? Stelle ihn in Form eines Tagebucheintrags vor. Schreibe sowohl die Ereignisse als auch die Kommentare und Gefühle des Häftlings auf.
Eine Gruppe von Häftlingen im KZ Gusen sitzt auf den Treppenstufen vor einer der Baracken nach der Befreiung des Lagers im Mai 1945 (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Lois Mullins, öffentliche Domain)
1. In welchem physischen und psychischen Zustand waren die Häftlinge?
Alle Maßnahmen, die die Arbeitszeit verringerten – Mahlzeiten, Appelle und sonstige Tagespunkte – wurden bis auf das kleinste Minimum verkürzt.
Holzbaracke, in der sich die Lagerküche des KZ Gusen befand. Diese Küche war nicht imstande, Nahrungsmittel für alle Häftlinge vorzubereiten, vor allem da ihre Zahl stetig stieg (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
[…] ich konnte ein wenig rohen Kohl ergattern. Die Deutschen traten mich, aber ich dachte mir, dass auch wenn sie mich zusammenschlagen würden, ich durch diesen Kohl leben würde. Der Hunger befähigt Menschen dazu, alles auf eine Karte zu setzen: Entweder gelingt es oder auch nicht…
Viele der Häftlinge hatten eine Dose hinten an der Hose befestigt. Während der Arbeit sammelten sie Regenwürmer oder Maikäfer, alles was sie finden konnten, und aßen sie dann später.
12 Stunden in der Hale 12 Mittagessen; Gusen 1944
(Aquarell von Franciszek Znamirowski; aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek Regensburg, 999 Gr/4Rat.civ.388, S. 3)
[…] Die Deutschen hatten die Idee, uns während des Alarms auf die Wiese neben dem Lager zu hetzen. Wir saßen auf dem Gras, es war April. Alles begann aufzublühen. Als die Häftlinge die Wiese verließen, blieb nur kahler Boden. Sie haben das Gras gegessen…ich aß es auch. Ich lernte sogar zu unterscheiden, welches Gras süßlich schmeckte und welches brannte. Jede Sorte hatte einen eigenen Geschmack.
Hunger im KZ Gusen
(Einzelbild aus dem Film In den Abgründen von Gusen; Zeichnung von Zbigniew Filarski, aus den Beständen des Archivs des Staatlichen Museums Stutthof in Sztutowo)
Für gewöhnlich gab es zu Mittag ein Stück Brot für sechs und eine Schüssel Suppe. Suppe?! Mehr Wasser als irgendein Unkraut. Die Russen rissen noch Gras aus dem Boden und zerhäckselten es und nahmen Knochen, egal ob von Menschen oder nicht, zerrieben sie zu Mehl und mischten das dann in die Suppe, damit sie dickflüssiger wurde.
1. Wieso haben die Deutschen beschlossen, die Mahlzeiten der Häftlinge auf ein Minimum
zu verkürzen?
2. Auf welche Art und Weise versuchten die Häftlinge mit dem Hunger und ständigen Lebensmitteldefiziten zurechtzukommen?
1. Welche Kategorien von Häftlingen wurden auf dem Bild vorgestellt?
2. Zu welcher Kategorie gehörten die Häftlinge in der Warteschlange und zu welcher jene, die die Suppe einschenkten?
3. Was sagt uns dieses Bild aus über die Ausgabe von Mahlzeiten im Lager sowie den Zugang zu Lebensmitteln für verschiedene Kategorien von Häftlingen?
[…] die allgegenwärtige Auszehrung war vor allem an den Schultern und Unterschenkeln sichtbar – die dünnen Knochen waren unter der Haut sehr markant, der Schädel sah wie geschrumpft und nach hinten gedehnt aus. Bei vielen veränderte Wassersucht das Gesicht, indem sie zu hängender Haut unter den Augen und dem Kiefer führte. Die Haut im Gesicht, an den Händen und den Armen bekam eine aschgrau-violette Farbe, die Augenhöhlen vergrößerten sich, die Augen selbst fielen ins Innere des Schädels, ihr Licht wurde trüb und ausdruckslos.
Ich war hungrig. Wenn ich nur an eine Leiche kommen würde… Ich ging manchmal zum Krematorium, aber es gab keine Gelegenheit dazu.
1. Welchen Einfluss hatte der Hunger auf den Körper und die Psyche der Häftlinge?
2. Wie veränderte sich das Aussehen der Häftlinge?
Man musste morgens sich immer zusammenreißen, um aus dem Bett zu kriechen, manchmal sogar auf allen Vieren. Irgendetwas sagte im Innern: Du musst, du musst überleben…
Ein innerer Kampf ums Überleben dauerte an. Ich kann mich noch erinnern, wie ich im Block mit einem gebrochenen Bein lag. Ich hatte hohes Fieber und dachte, dass dies das Ende sei. Meine Freunde kamen mich abends besuchen, sie standen über mir und sprachen miteinander: „Wacek ist am Ende“. Ich erhob mich daraufhin und entgegnete ihnen: „Einen Scheiß bin ich!“
1. Woher nahmen die Häftlinge die Kraft, um täglich aufs Neue ums Überleben zu kämpfen?
1. Wieso haben einige der Häftlinge eine rosafarbene Haut, bei anderen
wiederum ist sie gelblich?
2. Wieso wurden die Gestalten hinter dem Fenster gar nicht ausgemalt?
3. Was sagt uns diese Zeichnung über die Überlebenschancen von kranken Häftlingen?
Ich träumte davon, dass der Krieg zu Ende gehen und dass ich meine Familie sehen würde. Ich wollte wenigstens noch einmal zu Abend essen. Das war alles, was ich wollte.
Der Traum von einem üppigen Ostern, Gusen, 1944
(Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek Regensburg, 999 Gr/4Rat.civ.388, S. 3)
1. Was stellt es dar? Wer sind die Personen und was machen sie?
2. Wieso entstand dieses Bild und was sollte es aussagen?
Durch das Lagertor kehrten Fünfergruppen von Häftlingen im Gleichschritt zurück, ein Hunderter von ihnen nach dem anderen. Sie hatten ihre Mützen abgelegt, jeder von ihnen trug einen Stein in den Armen, denn man musste […] ins Lager das benötigte Baumaterial transportieren. Jedes Arbeitskommando wurde von einem Trauermarsch voller Leichen oder Personen, die im Sterben lagen, die von anderen getragen wurden, begleitet. Die abgemagerten, mit Wunden und dreckigen Lagerlumpen bedeckten Leichen wurden oftmals durch den Schlamm gezogen, da auch ihre Freunde nicht immer über die nötige Kraft verfügten, um sie zu tragen.
Ein kranker Häftling wird von einem Mithäftling in das Lagerkrankenhaus gebracht, 1945. (Ill. Aldo Carpi, In BL 30, 1946; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Fot. Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
1. Welchen Einfluss auf die Häftlinge hatte der Anblick ihrer verstorbenen Freunde?
2. Wie bewertest du die Haltung der Häftlinge, die im Angesicht einer lebensbedrohlichen Lage den ausgezehrten und kranken Mithäftlingen geholfen haben?
Die Meldung, die wir hörten, lautete: „Stand 8251, im Krankenhaus 425, verstorben 152. Ha! Ha! Ha! Das ist zu wenig!“ – lachte der Kommandant Chmielewski.
1. Auf welche Art und Weise versuchte die Verwaltung des Lagers den Überlebenswillen der Häftlinge zu brechen?
Täglich waren es von uns immer weniger […]
Ich sehe mich um und der ist nicht mehr, der auch nicht, der auch nicht…
Wenn sie dich während des Appells am Abend abzählen, denkst du an all jene, die von uns gegangen sind…
Porträt des sterbenden Häftlings Jerzy Gromkowski, einem Arzt aus Warschau (Kohlezeichnung, unbekannter Autor, Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
1. Welchen Einfluss auf den Überlebenswillen kann der Gedanke an die verstorbenen Freunde gehabt haben?
Zwei Häftlinge, die sich gegenseitig stützen
(Ill. Aldo Carpi, In BL 30, 1946; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Fot. Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
Satire-Zeichnung mit einer Darstellung von Häftlingen des KZ Gusen während einer Pause, Gusen 1944 (Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek Regensburg, 999 Gr/4Rat.civ.388, S. 3.)
Handel zwischen Häftlingen des KZ Gusen
(Ill. Bernard Aldebert, aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Postkarte „Weg in die Freiheit…” . (Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen des
Seweryn-Udziela-Museums in Stary Sącz / Verein der Freunde von Stary Sącz)
1. Welche Überlebenstaktiken der Häftlinge wurden auf den Bildern dargestellt?
2. Welche Taktik erachtest du als die wichtigste? Begründe deine Antwort.
Man konnte Sabotage betreiben, aber mit allergrößter Vorsicht […] Einige wurden dabei geschnappt und aufgehängt – sie schnitten die Isolierungen von den Kabeln in den Flugzeugen durch, damit es zu gefährlichen Kurzschlüssen kommen konnte. Der beste Widerstand war jedoch die Beibehaltung der eigenen Würde, Mensch zu sein, einen weiteren Tag zu überleben. Mit Ruhe, Kraft und Hoffnung.
1. Wie sah der Widerstand im KZ Gusen aus und was schränkte ihn ein?
Unter den Häftlingen befand sich ein Priester, bei dem einer der Deutschen einen Rosenkranz vorfand. Er prügelte ihn fast zu Tode und zwang ihn, diesen Rosenkranz zu essen. Eine Perle nach der anderen. Kurze Zeit später starb dieser Geistliche und es entstand die Idee, den Rosenkranz zu beten. Wir verabredeten uns, dass um eine bestimmte Uhrzeit nach dem Appell jeder einen Teil des Rosenkranzes aufsagen würde. Es entstand auch die Idee, einen echten Rosenkranz herzustellen. Es wurden sogar kleine Würfel aus Granit vorbereitet, in die noch Löcher gebohrt werden mussten. Um das Vorhaben vor den Deutschen zu vertuschen, erinnerten diese Granitstückchen an Spielwürfel.
Granitwürfel, aus denen der Rosenkranz aus Gusen angefertigt wurde
(Aus den Beständen des Archivs des Staatlichen Museums Stutthof in Sztutowo)
Der Kreuzweg, geschrieben von Mieczysław Cieniak, einem Häftling des KZ Gusen, 14. Februar 1945
(Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Ein Heiligabend, den ich nie vergessen werde. Vertreter verschiedener Völker versammelten sich insgeheim in einem der Blocks […] Wir bereiteten verschiedene Weihnachtslieder vor, auf dem Tisch lag ein Stück Schwarzbrot. Und es begann. Erst STILLE NACHT, HEILIGE NACHT. Danach BOG PRIEDWIECZNYJ NARODIŁSIA. Meine Freunde bildeten einen Chor und sangen BÓG SIĘ RODZI, MOC TRUCHLEJE... Wir teilten das Brot unter uns auf.
Der heilige Nikolaus aus Gusen, 6. Dezember 1944
(Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Lagerkrippe, ein Werk von Franciszek Znamirowski, Gusen 1944-1945 (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Krippe im Krakauer-Podhalanenstil, ein Werk von Franciszek Znamirowski. Der Innenraum stellte das 1939 zerstörte Warschau dar, Gusen 1944-1945 (aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
1. Wieso waren religiöse Praktiken im Lager verboten?
2. Welche Bedeutung hatten religiöse Praktiken und Feste für die Häftlinge.
Kunst und Kultur in Gusen existierte parallel zu den Verbrechen und entfaltete sich wider jeglicher Logik; […] sie rettete die Häftlinge vor vollkommener Bestialität […]
In ihrer Erinnerung und auf Papierfetzen versteckten die Häftlinge trotz drohender Revisionen und damit auch dem zweifellosen Tod gute und weniger gute […] Lagergedichte…
„Weihnachtsgrüße aus dem Lager Gusen, 1945” – Weihnachtskarte (Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen des Seweryn-Udziela-Museums in Stary Sącz / Verein der Freunde von Stary Sącz)
Im Traum…, Gusen – 1944 (Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen des Seweryn-Udziela-Museums in Stary Sącz / Verein der Freunde von Stary Sącz)
Häftlinge in Flammen, 1944
(Ill. Zbigniew Filarski, aus den Beständen des Staatlichen Museums Stutthof in Sztutowo)
Ob er schmeißt?..
(Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek Regensburg, 999 Gr/4Rat.civ.388, S. 3)
Die Worte des Lagertangos Janeczka, aufgeschrieben von einem Häftling des KZ Gusen, 1939/1940 (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
1. Was waren die Motive der Kunst im Lager und wo hatten sie ihren Ursprung?
VERNICHTUNG DURCH ARBEIT
Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur soweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen […]
Himmler persönlich hob einen 45 kg schweren Stein und legte ihn auf die Schultern eines Häftlings. Er befahl, auf diese Weise die Menschen auszumerzen.
Heinrich Himmler während einer Inspektion im KZ Mauthausen im Jahre 1941
(Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-250 / CC-BY-SA 3.0)
Hochrangige Offiziere der SS während einer Inspektion im KZ Mauthausen im Jahre 1941; dritter von links – Himmler
(Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 183-45534-0005 / CC-BY-SA 3.0)
1. Welche Pläne hatte Himmler gegenüber den besiegten Völkern?
Die SS realisierte gleichzeitig zwei Aufgaben: Vernichtung und Ausbeutung. Für die Arbeit eines Häftlings erhielt die SS eine Vergütung, von der ein Teil für den Lebensunterhalt der Häftlinge gewidmet wurde, der Rest wiederum in ihren eigenen Taschen landete […] Das Konzentrationslager war ein großes Unternehmen, welches auf Sklavenarbeit basierte […]
Häftlinge während der Arbeit im Steinbruch vom KZ Mauthausen, 1944-1945 (Ill. Ludwik Smrokowski, aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Spanische Häftlinge bei Bodenarbeiten im KZ Mauthausen, 1942 (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung der National Archives and Records Administration, College Park, öffentliche Domain)
Bei der Annahme, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines Häftlings 9 Monate und die Gebühr für die Miete 6 RM täglich betrugen, wobei hiervon noch die Kosten für Lebensmittel (60 Pfennig) und die Abschreibung für Kleidung (10 Pfennig) sowie die Kosten für die Einäscherung im Krematorium (2 RM) abgezogen werden mussten, kann man feststellen, dass der Reingewinn aus der Arbeit eines Häftlings 1431 RM betrug. Dazu müssen noch 200 RM für das hinterbliebene Zahngold, die Kleidung, Wertsachen und Geld des Häftlings hinzugerechnet werden. Insgesamt waren es also 1631 RM Gewinn pro Häftling.
Häftlinge des KZ Mauthausen bei der Arbeit im Steinbruch „Wiener Graben“, 1942
(aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, öffentliche Domain)
Häftlinge des KZ Mauthausen auf der sog. Todesstiege, die zum Mutterlager vom Steinbruch „Wiener Graben“ führte. Auf der Treppe fielen die Häftlinge unter dem Gewicht der Steine hin und rutschten nach unten ab. Dabei zogen sie auch andere Häftlinge mit sich, weswegen die Treppe zum Albtraum des Lagers wurde (Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 192-269
/ CC-BY-SA 3.0)
1. Auf welche Art und Weise schöpfte die SS einen Vorteil aus der Zwangsarbeit der Häftlinge?
Wir sollten Zementsäcke aus den Waggons ausladen […] Ein Sack wog um die 50 Kilogramm. Das Kommando bestand aus sechs, sieben Juden und mir. […] Sie waren nicht imstande, einen dieser Säcke aufzuheben […] Ein schreckliches Massaker begann… Fürchterlich…Unvorstellbar…Einer von ihnen war Chirurg, der andere Professor für Geschichte, noch ein anderer – Maler…
Sicht auf das Lager Gusen nach der Befreiung. Auf der rechten Seite der Steinbruch, in dem die Häftlinge arbeiten mussten (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung der National Archives and Records Administration, College Park, öffentliche Domain)
In der Steinmühle, die man Schottersilo nannte, arbeiteten die Häftlinge ohne Schutzmasken. Der sehr beißende Quarzstaub gelangte in ihre Atemwege, bewirkte erst innere Blutungen und führte dann zum Tode des Häftlings […]
Steinmühle, sog. Schottersilo im KZ Gusen; Nachkriegsfoto (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
1. Welche Berufe übten die Häftlinge vor ihrer Zeit im Konzentrationslager aus, bevor sie schwerste physische Arbeit verrichten mussten?
2. Welchen Einfluss hatte dies auf ihre Überlebenschancen?
Wir gingen jeweils zu fünft durch das Lagertor. Danach wurden wir einer hinter dem anderen aufgestellt und die Kapos begannen zu schreien: […] Im Laufschritt! Die Kapos, groß und stark, liefen von einer Seite zur anderen und hetzten die Häftlinge. Dabei schlugen sie mit Stöcken auf ihre Rücken und Köpfe. Endlich kamen wir oben im Steinbruch an.
Die Straße zwischen dem KZ Gusen und dem Steinbruch „Kastenhofen“ (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Wir gingen mit diesen Steinen schnellen Schrittes, zurück – ohne Stein – liefen wir. An diesem Tage ging oder lief ich den Weg vom Steinbruch ungefähr 16 Mal.
Häftlinge des KZ Gusen II bei der Arbeit im Steinbruch (Zeichnung des französischen Häftlings Bernard Aldebert, 1945/1946, aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Die sog. Todesstiege in Gusen mit ca. 200 Stufen, über die die Häftlinge zu ihrem Arbeitsplatz im Steinbruch steigen mussten, Nachkriegsfoto (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Wir nahmen diese Steine und mein Vater sagte: „Nimm du den kleinsten, denn ansonsten schaffst du es nicht. Ich nehme einen größeren und werde so gehen, um dich zu decken.”
Einer der SS-Soldaten hielt einen Juden an. Er befahl ihm vorzutreten und schrie ihn an: Du dummer Hund, du verdammter Jude, wieso trägst du so einen kleinen Stein?
Auf den erschöpften Gesichtern floss der Schweiß, die Lungen versuchten mit einem Pfeifen nach Luft zu schnappen. Mir taten die Blutergüsse auf den Schultern weh, auf den Händen wiederum rissen die Schrammen und Blasen auf, die infolge des Tragens der Steine entstanden. Ich spürte, dass ich gleich hinfallen würde.
Die Steineträger (Aquarell von Maksymilian Chmielewski, 1939-1945; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Die Arbeit der Häftlinge im Steinbruch (Aquarell von Adam Grochowski, Bohrer, 1944, aus den Beständen des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim)
Häftlinge des KZ Gusen II während einer Pause im Steinbruch (Zeichnung des französischen Häftlings Bernard Aldebert, 1945/1946, aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Ich lief hinter einem älteren Mann her, der ständig stolperte und hinfiel […] Der Kapo schubste ihn mit einem Tritt von der Aufschüttung nach unten. Ich dachte: die Hölle!
Misshandlung von Häftlingen im Steinbruch (Ill. Adam Grochowski, Häftlinge, die einen Karren mit Steinen schieben, Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Einige hatten […] komplett niedergemetzelte Köpfe und Gesichter. […] die nicht selber mehr gehen konnten, wurden über die Stufen nach unten gezogen, wobei man sie an den Beinen festhielt, sodass […] der Kopf an den Steinstufen zerschmetterte.
Die Rückkehr des Kommandos von der Arbei (Ill. Adam Grochowski, 1939-1945, Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
1. Wie sah ein Arbeitstag im Leben eines Häftlings im Steinbruch aus?
Beschreibe ihn in Form eines Tagebucheintrags.
2. Was war für die Häftlinge im Steinbruch am schlimmsten?
3. Wie kamen die Häftlinge mit schwierigen Situationen zurecht? Konnten sie Hilfe erwarten?
4. Wieso misshandelten die SS und die Funktionshäftlinge die im Steinbruch arbeitenden Häftlinge?
Während der Schlacht um Stalingrad kam Albert Speer nach Gusen, der Reichsminister für Bewaffnung und Munition. Er war verwundert, dass die Arbeitskraft in diesem Lager so verschwendet wurde. Daraufhin entschied er, dass das Lager in ein großes Waffenwerk umgestaltet werden sollte. Kurze Zeit später […] begann das Bohren von Stollen in den Felsen.
Sicht vom Steinbruch „Kastenhofen“ auf die Baracken der Rüstungsbetriebe Steyr-Daimler-Puch AG, die sich auf dem Gelände des KZ Gusen befanden (aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Rümpfe der Düsenflieger Me 262, die von den Häftlingen des KZ Gusen für das Unternehmen Messerschmitt GmbH hergestellt wurden. Bei der Produktion wurden gefährliche chemische Substanzen, Farben, Gase und Säuren eingesetzt, die oftmals zu Vergiftungen und zum Tode der Häftlinge führten (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Kruzifix!!!, Aquarell mit der Darstellung von Häftlingen, die einen Rumpf eines Düsenfliegers des Typs Me 262 vor dem Lackieren reinigen. Autor des Werks war Feliks Julian Znamirowski, ein ehemaliger Häftling des KZ Gusen, der es für den Obermeister Karl Seider malte (auf der rechten Seite des Bildes). Seider galt als tolerant gegenüber den Häftlingen und benutzte oftmals den Fluch „Kruzifix!!!“ (Aquarell von Franciszek Znamirowski, aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek Regensburg, 999 Gr/4Rat.civ.388, S. 3)
1. Was war der Grund für die Umfunktionierung des KZ Gusen in einen Rüstungsbetrieb?
2. Welche Rüstungsunternehmen verlagerten ihre Produktion in das Lager?
[…] ich wurde in das Lager Gusen II verlagert, welches sich mehrere hundert Meter von Gusen I befand. Wir haben sehr viele schlimme Dinge über Gusen II gehört. Wir wussten jedoch nicht, dass ein Häftling dort imstande war, lediglich drei bis vier Monate zu überleben. Wir mussten in der benachbarten Ortschaft St. Georgen arbeiten, wo sich riesige, unterirdische Werke befanden, in denen die Maschinen Messerschmitt 262 hergestellt wurden. Die hygienischen Bedingungen in Gusen II waren fatal. Im ganzen Lager gab es nur eine Latrine und einen Baderaum für 12 Tausend Häftlinge.
[…] es gab dort keinen Baderaum, wo man sich hätte waschen können. Nur einen Graben mit kaltem Wasser. Es gab keine Unterwäsche. Wenn man die Häftlingskleidung angezogen hat, dann wurde sie erst wieder abgenommen, wenn man tot war.
Es kam zu Unfällen, bei denen die Häftlinge, die am Ausbau der Korridore und der Fabrik tätig waren, von Steinen und Sand zugeschüttet wurden. […] Diese Häftlinge wurden aus diesem Schutt von niemandem geborgen.
Gusen II. Bahngleise zum Stollen Bergkristall
(Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Gusen II: The Tunnel
Häftlinge beim Bau der unterirdischen Tunnel (Zeichnung des französischen Häftlings Bernard Aldebert), 1945/1946
(Aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
1. Unter welchen Bedingungen lebten die Häftlinge von Gusen II?
2. Wieso haben sich die Deutschen entschlossen, die Rüstungsproduktion in die unterirdischen Tunnel und Stollen zu verlagern?
3. Welchen Gefahren waren die Häftlinge in den Rüstungswerken sowie beim Bau der unterirdischen Tunnel ausgesetzt?
DIREKTE EXTERMINATION
All dies, um uns zu brechen. Damit wir die Kontrolle über uns verlieren. Jedes Mittel war ihnen recht, Hauptsache man konnte uns demütigen. Alles war so organisiert, um uns zu morden.
Die Misshandlung eines Häftlings
Häftlings (Aquarell von Maksymilian Chmielewski; 1939–1945; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
1. Wozu diente das ausgebaute System des Terrors im Lager?
[Der SS-Soldat] zog zwei- oder dreimal an der wunderschönen und großen Zigarette und schmiss sie daraufhin vor meine Füße. Ich hob diese Zigarette nicht auf und ging weiter. Ich hörte dann „Halt!“. Ich schaute mich um und er, statt mich zu erschießen, deutete auf die Zigarette hin. Ich sollte zurückkehren und sie aufheben. […] Ein SS-Soldat gab einem Häftling eine Zigarette und dieser hat ihn ignoriert. Ich habe Gott ignoriert.
Die Ermordung eines Häftlings
(Aquarell von Maksymilian Chmielewski; 1939–1945; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Einer der Häftlinge des KZ Mauthausen-Gusen zeigt nach der Befreiung, wie die Häftlinge bestraft wurden, wenn sie versucht haben, einen Zigarettenstummel aufzuheben. Zur Strafe wurden sie mit einer Kette an die Wand gefesselt und drei Tage lang ohne Essen und Trinken dort festgehalten (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Arnold Bauer Barach, öffentliche Domain)
Chmielewski und Seidler – die Lagerführer von Gusen – ließen sich Menschenhaut mit einem besonderen Tattoo gerben. Aus dieser Haut wurden auf ihren Befehl Bücher gebunden und verschiedene Taschen sowie Lampenschirme hergestellt.
Karl Chmielewski, Kommandant des Lagers KZ Gusen (erster von rechts) in einer Gruppe ranghoher Offiziere der SS während einer Inspektion Heinrich Himmlers des KZ Mauthausen-Gusen im April 1941. (Aus den Beständen der Bundesarchiv, Bild 183-45534-0005 / CC-BY-SA 3.0)
Ich sah, wie [der Kapo] van Loosen einem liegenden Häftling die Kehle eindrückte. Er hatte keine Chancen mehr, zu überleben. […] Die Hilflosigkeit war eine fürchterliche Sache, denn man konnte nicht reagieren. Nur zuschauen.
Ein Kapo schlägt einen Jungen und schubst ihn in Richtung des elektrischen Zauns (Ill. Aldo Carpi, Un kapo picchia un ragazzo spingendolo verso il reticolato elettrificato, 1945, die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Fot. Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
Eine Gruppe von Häftlingen, die über die Treppe von einem Kapo gehetzt wird (Ill. Aldo Carpi, Primo incontro con i Muselmann, 1945; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Fot. Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
1. Wer waren die Folterknechte im Lager und wie haben sie die Häftlinge behandelt?
2. Was könnten ihre Motive gewesen sein, um so die Häftlinge zu behandeln?
Jede Tätigkeit – sei es das Tragen von Steinen, der Appell oder die Formierung von Lagergruppen – war ein Schrei, ein Schlag, ein Morden.
Wenn man keinen Schlag mit dem Stock erhalten hat, dann war das ein glücklicher Tag, ganz gleich, ob man Hunger hatte.
Die Ankunft eines Transports im Lager (Aquarell von Maksymilian Chmielewski, 1939–1945; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Ein Kapo hetzt Häftlinge, die einen Felsbrocken tragen. (Ill. Marian Sławiński, In der Strafkompanie; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Die Spanier luden mir die Kartoffeln bis zur Gürtellinie auf. Ich gehe entlang der Lagermauer und sehe – mein Gott – vor mir einen SS-Soldaten, den Assistenten des Kommandanten höchstpersönlich. Er schreit mich an „Komm her, Mensch, komm her! Komm her! Was ist los?“ Ich schmeiße die Kartoffeln auf den Boden. „Iss das jetzt, du Hund!“. Ich aß vier oder fünf der dreckigen Kartoffeln, mehr konnte ich nicht. „Leg dich jetzt auf den Bock!” – und ich erhielt 25 Peitschenschläge.
Auspeitschung als Strafe. Die Häftlinge des Lagers wurden so auch für Lappalien bestraft. Die Strafen endeten oftmals in schwerster Misshandlung der Häftlinge, was nicht selten zu ihrem Tode führte (Ill. Piotr Abraszewski, 1939–1945; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Nachts war es auch nicht ruhig. Entweder wurden die geschlagen, die in die Latrine gingen, oder die anderen, die auf dem Weg dorthin bereits sich erleichterten. Oder es wurden die hingerichtet, die in der Dunkelheit durch einen Irrtum die Stube des Kapos betraten […]
Der Mond leuchtete hell. Ein Häftling ging in Richtung der Latrine, die Holzschuhe klapperten auf den Steinen […] Auf einmal sprang aus dem gleichen Block der bekannte Mörder Krakower, ein Österreicher, heraus […] und schlug auf diesen unglücklichen mit einem Schlagstock ein.
– Ich werde dich lehren, nachts sich herumzutreiben!– schrie er […] und schlug ununterbrochen auf sein Opfer ein […] als er merkte, dass sein Opfer tot war, fing er an zufrieden zu lachen. Den Versammelten […] teilte er wiederum mit:
– So ein Schicksal trifft jeden, der mich nachts weckt.
1. Welchen Gefahren seitens der SS und der Kapos waren die Häftlinge am Tage und bei Nacht ausgesetzt?
2. Konnte man diesen Gefahren irgendwie entkommen?
Den ersten Schlag spürt man so, als ob jemand mit einem Messer über den Hintern streichen und die Haut aufschlitzen würde. Jeder nächste Schlag landet auf dieser Wunde.
Bestrafung am Balken (Ill. Stanisław Walczak, Seidler und Gross bei der “Arbeit”; aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Bestrafung am Balken (Ill. Maksymilian Chmielewski; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Im Baderaum stand ein Fass, 500 Liter, mit eiskaltem Wasser. Dort mussten die Häftlinge eintauchen bis sie ertranken. So war das Leben…
Das Ertränken von Häftlingen
(Aquarell von Maksymilian Chmielewski; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Um die Qual unter Wasser zu vermeiden, suchten viele von ihnen den Freitod. Die einfachste Methode, da sie schnell und schmerzlos war, war der [elektrische] Stacheldraht, der das Lager umzäunte.
Ich hörte einige Male, wie sie auf diesen Draht sprangen, sah es aber nie. Der Aufprall des Körpers auf dieses Netz rief solch ein enorme Entladung hervor, solch einen Knall, dass man das überall hörte. Sie liefen auf den Draht aus Verzweiflung zu. Meistens nach Foltern.
1. Wie konnten die Häftlinge diese Strafen und Foltern aushalten?
2. Was hat ihnen geholfen, die tägliche Erniedrigung und das Leid auszuhalten?
Malinowski erkrankte eines Tages an Durchfall […] er lag wie gelähmt mit Fieber auf dem dreckigen Strohbett. Diese Nachricht erreichte auch den Blockaufseher. Er lief mit einem Brettsplitter zu Malinowski hin:
- Was hast du angestellt, du Schwein! – schrie er und schlug mit dem Splitter auf den Kopf des Kranken […]
Ich konnte das nicht mitansehen […] ich griff die Hand des Blockaufsehers als dieser zum zweiten Mal zuschlagen wollte.
- Hast du wirklich kein Gewissen? Du schlägst auf einen todkranken Menschen ein? Du bringst ihn noch um!
Er schaute mich eine Weile verwundert an, woraufhin er wieder zu Sinnen kam, lächelte […] und mitleidig sagte:
- […] ihr versteht noch nicht, was ein Konzentrationslager ist. Was glaubt ihr denn, was ich mit diesem Menschen machen soll? Er muss sowieso sterben.
Während eines Appells wurde bekanntgegeben, dass die schwächsten in ein Sanatorium in Hartheim gebracht werden sollten […] Viele meldeten bei den Lagersekretären den Willen an, zu fahren […] Nach ein paar Tagen wurde die Kleidung dieser Häftlinge wieder zurück ins Lager geschickt. Es stellte sich heraus, dass diese Invaliden nie im Sanatorium angekommen sind. Sie wurden mit Abgasen aus einem Auspuff, die in den Innenraum eines geschlossenen Fahrzeugs geleitet wurden, ermordet.
Burg in Hartheim, eine der Todesanstalten, in der während der Aktion „14f13“ Häftlinge der Konzentrationslager ermordet wurden, darunter vor allem aus dem KZ Mauthausen-Gusen
(Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Sammlungen; aus den Beständen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen)
Beschädigter Kleintransporter, gefunden 1945 in Kolno, unweit des Vernichtungslagers Kulmhof (Chełmno nad Nerem). Ähnliche Transporter verwendeten die Nazis als mobile Gaskammern, in denen sie Häftlinge mithilfe der Abgase ermordeten (Wikimedia Commons, öffentliche Domain – Foto wurde auf einer öffentlichen polnischen Domain veröffentlicht, 1.01.1996)
[…] all die Jahre wurden kontinuierlich ausgewählte Kranke mit Herzinjektionen mit Benzin, Phenol oder Wasserstoffperoxid umgebracht.
Injektionen an einem Häftling
Kranke Häftlinge im GZ Gusen wurden mithilfe von Benzin-, Phenol- oder Wasserstoffperoxid-Injektion ins Herz umgebracht (Ill. Maksymilian Chmielewski; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Als ich […] am Krematorium vorbeiging hörte ich ein Schreien und eine Rangelei. Nach einem Augenblick dann auch die polnische Nationalhymne. Ich öffnete die Tür. Auf dem chirurgischen Tisch […] sang ein gefesselter, ausgezehrter Junge. Köfferbeck versuchte ihm den Mund zu stopfen, neben ihm stand der SS-Unteroffizier Henschel mit einer großen Spritze und bereitete sich darauf vor, sie dem Jungen ins Herz einzustechen.
Unsere polnischen Ärzte, die im Krankensaal arbeiteten […] stellten ca. 80 verschiedene Ursachen eines raschen Todes der Häftlinge in Gusen fest […] sie starben durch Schüsse, Schläge, den Strick, Gas, Gift, elektrischen Strom, Hunger, lebendig begraben, lebendig verbrannt, gesteinigt, unter einem fahrenden Zug, von den Klippen geschubst usw. usw.
Die Zeichnung stellt Häftlinge dar, die auf ihren Tod in der provisorischen Gaskammer im KZ Gusen warten (Ill. Aldo Carpi, Deportati nelle camere a gas, 1945; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Foto: Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
Du wirst keine Läuse mehr haben! Eine der Formen der Massenvernichtung der Häftlinge im KZ Gusen waren die sog. Todbade-Aktionen, bei denen die Häftlinge mit eiskaltem Wasser bespritzt wurden und daraufhin nackt im Freien stehen mussten, was sehr häufig zu ihrem Tode führte. (Ill. Adam Grochowski, 1939/1945; Publikation Człowiek człowiekowi… Niszczenie polskiej inteligencji w latach 1939–1945. KL Mauthausen/Gusen, Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium, Warschau 2009)
Sicht auf das Lager Gusen. Auf der linken Seite die Lagermauer mit dem Wachturm, entlang der Mauer die Straße, an deren Ende sich die Wand befindet, an der Häftlinge hingerichtet worden sind. Daneben, auf der rechten Seite, ist das Krematorium mit dem rauchenden Schornstein sichtbar (Ill. Aldo Carpi, Veduta del komando di Gusen, 1945; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Foto: Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
1. Wieso wurden im KZ Gusen so viele kranke Häftlinge ermordet?
2. Was gab es für verschiedene Tötungsvarianten im KZ Gusen?
3. Was sagen uns die verschiedenen Tötungsvarianten über das Lager aus?
In einen Ofen im Krematorium passten gleichzeitig fünf Leichen […] Die Zeit für die Einäscherung betrug rund zwei Stunden, wobei nach einer Stunde der Kapo, ein Deutscher, mit einem 3 m langen Haken die Leichen zerkleinerte, damit alles besser brennen konnte […]
Am ersten Tag meiner Arbeit im Krematorium habe ich einen Freund verbrannt – an diesen kann ich mich noch erinnern. Ich weiß, dass ich auch andere verbrannt habe, aber ich erinnere mich nicht mehr, wie das ablief. Ich war bereits abgehärtet. Es war einfach nur ein Gegenstand.
Ehemalige Häftlinge posieren für ein Foto und zeigen, wie die Leichen der Häftlinge in den Ofen gelegt wurden.
(Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Die Leichen von Häftlingen des KZ Mauthausen im Krematorium, bereit für die Einäscherung. Das Foto wurde nach der Befreiung des Lagers im Mai 1945 aufgenommen (Aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung der National Archives and Records Administration, College Park, öffentliche Domain)
Leichenberg vor dem Krematorium im KZ Gusen (Ill. Aldo Carpi, Mucchio di cadaveri, 1945; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Foto: Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
Innenhof der Baracke Nr. 31 im KZ Gusen, in der im April 1945 Häftlinge mit Zyklon B umgebracht wurden. Die erste Vergasung in Gusen, bei der sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden, fand im Herbst 1941 statt (Ill. Aldo Carpi, Banohf BL 31, 1945; die Werke von Aldo Carpi befinden sich im Besitz des Museo Monumento al Deportato di Carpi – Fondazione Fossoli, Carpi, Modena, Italia; Foto: Istituto per i Beni Culturali della Regione Emilia-Romagna)
Die Menge an Asche war beachtlich. Die Kommandantur begann sie – wahrscheinlich gegen Geld – an die umliegenden Bauernhöfe als Dünger für die Gärten und Felder abzugeben. Wenn es wenige Interessenten gab, wurde die Asche einfach auf den Wegen, die zur Donau führten, verteilt.
Die Verbrennungskammern des Ofens im Krematorium im KZ Gusen. Das Foto wurde nach der Befreiung des Lagers im Mai 1945 aufgenommen (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Der Saal in der Abteilung für Anatomie im Lagerkrankenhaus im KZ Gusen, in dem die Ärzte der SS pseudomedizinische Experimente durchführten (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Versöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Sammlung von „Kuriositäten”, in der sich präparierte Fragmente der Häftlingsleichen befanden. Die Sammlung befand sich in der Abteilung für Anatomie des Krankenhauses im KZ Gusen (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Versöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
1. Wie wirkte sich die Arbeit der Häftlinge im Krematorium auf ihre Psyche aus?
Wie versuchten die Häftlinge mit dieser schwierigen Situation umzugehen?
2. Was hat man mit den Leichen der Häftlinge gemacht und wozu wurden sie verwendet?
3. Wie beurteilst du die Haltung der Einwohner von Gusen, die die Asche der ermordeten Häftlinge kauften, um sie als Dünger für ihre Gärten und Felder zu verwenden?
NACH DEM KRIEG
Nach der Befreiung des Lagers fanden die amerikanischen Soldaten auf dem Gelände des KZ Gusen die Leichen der Häftlinge in ihren dreckigen Betten, auf Müllhalden, den Straßen, auf Schubkarren, in Lager- sowie in Kühlräumen, wo sie vor der Einäscherung gelagert wurden, vor. Mai 1945 (aus den Beständen des United States Holocaust Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung der National Archives and Records Administration, College Park, öffentliche Domain)
Ehemalige Häftlinge des KZ Gusen inmitten von liegenden Leichen, Mai 1945. (Einzelbild aus dem Film Mauthausen Concentration Camp, 1945, Reg. E.R. Kellogg, George C. Stevens, James B. Donovan, Prod. United States Army Signal Corps; eingesehen am United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung der National Archives & Records Administration)
Amerikanischer Soldat vor einem Galgen im KZ Gusen, Mai 1945. (Einzelbild aus dem Film Mauthausen Concentration Camp, 1945, Reg. E.R. Kellogg, George C. Stevens, James B. Donovan, Prod. United States Army Signal Corps; eingesehen am United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung der National Archives & Records Administration)
Ein Wagen voller Leichen von Häftlingen vor dem Eingangstor des Lagers. Nach der Befreiung zwangen die amerikanischen Soldaten die hiesige Bevölkerung, die Leichen zu sammeln und sie zu bestatten, Mai 1945 (Einzelbild aus dem Film Mauthausen Concentration Camp, 1945, Reg. E.R. Kellogg, George C. Stevens, James B. Donovan, Prod. United States Army Signal Corps; eingesehen am United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung der National Archives & Records Administration)
Krankensaal im Lager Gusen. Polnische Häftlinge sitzen auf dem Bett eines italienischen Häftlings,
der am Tage der Befreiung versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, Mai 1945
(Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Eine Gruppe ehemaliger Häftlinge des KZ Gusen vor dem Steinbruch, in dem sie während ihres
Aufenthalts im Lager arbeiten mussten, Mai 1945 (Aus den Beständen des United States Holocaust
Memorial Museums, mit freundlicher Genehmigung von Lois Mullins, öffentliche Domain)
1. Was sagen uns die Fotos über die Situation
in Gusen zum Zeitpunkt der Befreiung aus?
2. Wie war die psychische und physische Verfassung der befreiten Häftlinge?
3. Auf welche Art und Weise versuchten die Amerikaner und die ehemaligen Häftlinge die sanitären Bedingungen im Lager zu verbessern?
4. Wieso haben die Amerikaner versucht, die hiesige Bevölkerung dazu zu zwingen, das Lager aufzuräumen und die Leichen der Häftlinge zu bestatten?
Satirische Darstellung aus dem Lager Gusen fliehenden Soldaten der SS (Ill. Zbigniew Filarski, Vor der Freiheit, Gusen 1945; aus den Beständen des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim)
Satirische Zeichnung mit der Darstellung eines zur Arbeit gezwungenen Funktionshäftlings, der von anderen Häftlingen ausgelacht wird. Nach der Befreiung kam es im Lager Gusen zu Racheakten
(Ill. Zbigniew Filarski, Nach der Befreiung, Gusen 1945; aus den Beständen des Staatlichen
Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim)
1. Auf welche Art und Weise wurden die Funktionäre der SS sowie
die Funktionshäftlinge dargestellt?
2. Was wollte der Autor dieser Zeichnungen damit ausdrücken?
3. Erkläre die Aufschrift auf einem der Bilder: „Der erste Kapo-Häftling des Freien Gusen“
4. Wie bewertest du das Verhalten der ehemaligen Häftlinge, die nach der Befreiung sich an ihren Peinigern für ihre Leid rächten?
Nach meiner Befreiung ging ich zu Fuß in Richtung Wien. Meinen ersten Zwischenstopp machte ich in der Ortschaft Schwertberg, knapp 11 km von Gusen entfernt. Beim dortigen Schmied bat ich um Wasser. Der Österreicher bot mir ein Mittagessen an:
- Wie ich sehe seid ihr aus dem Konzentrationslager, wahrscheinlich diesem Schlachthof Mauthausen […]
- Ich komme nicht aus Mauthausen, aber aus dem schlimmsten Schlachthof auf der Welt…aus Gusen, wo ich 5 Jahre lang war. Ich bin einer von wenigen, die überlebt haben.
- Aus Gusen? – wunderte sich der hilfsbereite Gastgeber – Wo liegt das denn? […]
Mir fiel es schwer zu glauben, dass gerade mal 11 km vom Konzentrationslager Gusen es Menschen gab, die von ihm nichts wussten […] Und was hielten meine geschätzten Leidesgenossen darüber? Was würden jene sagen, die behaupteten, Gusen sei weltweit in aller Munde? Dass über die Verbrechen in Gusen die Regierungen aller Länder informiert waren? Gusen, ein Kaff, welches auf keiner Karte auftaucht, in keiner Liste berücksichtigt wird. Uns wiederum schien es während unserer fünfjährigen Gefangenschaft, dass Gusen mindestens so bekannt war wie Dachau! Was ist Gusen?
1. Wie wurde Stanisław Nogaj von seinem
österreichischen Gastgeber aufgenommen?
2. Wieso war er verwundert darüber, dass die Einwohner von Schwertberg nichts über das Konzentrationslager in Gusen wussten?
3. Woher stammte ein solch großer Unterschied zwischen der Wahrnehmung vom KZ Mauthausen und der von der Filiale in Gusen?
4. Was dachten die Häftlinge von Gusen über das Wissen der Weltöffentlichkeit über die Geschehnisse im Lager? Woher kam diese Überzeugung?
Blumenkränze und Blumen, die von den ehemaligen Häftlingen auf den Ruinen des Ofens im Krematorium niedergelegt wurden. Die Überbleibsel stellten das Fundament der im Jahre 1965 gestifteten Gedenkstätte für die Opfer von Gusen dar (Aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Gedenkstätte KZ Gusen, umringt von Einfamilienhäusern, die auf dem Gelände des einstigen Lagers erbaut worden sind, 2019 (Einzelbild aus dem Film In den Abgründen von Gusen)
Ehemalige polnische Häftlinge des KZ Gusen vor dem sog. Jourhaus (Verwaltung des Lagers), welches 1965 der Gemeinde Langenstein verkauft wurde und zu einem Kindergarten umfunktioniert werden sollte (aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz)
Zeitgenössische Ansicht des Verwaltungsgebäudes – das Jourhaus wurde in eine private Villa umgewandelt
(2002 – aus den Beständen der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung – Archiv von Stanisław Dobosiewicz,
2019 – Einzelbild aus dem Film In den Abgründen von Gusen)
Zeitgenössische Ansicht der Steinmühle, 2019 (Einzelbild aus dem Film In den Abgründen von Gusen)
Zeitgenössische Ansicht des Appellplatzes mit der Lagermauer, 2019 (Einzelbild aus dem Film In den Abgründen von Gusen)
1. Welche Elemente der Infrastruktur des KZ Gusen sind bis heute erhalten geblieben?
In welchem Zustand befinden sie sich und welche Funktionen haben sie heute?
2. Wem ist es zu verdanken, dass die Gedenkstätte KZ Gusen entstanden ist? Wie sieht sie aus?
Geschischte des ehemaligen deutschen nationalsozialistischen Konzentrationslager Gusen
Das Projekt ist im Zusammenarbeit der Stiftung zur Entwicklung des Bildungssystems mit der Stiftung Glaube und Wahrheit als Teil des Programms der Unterstützung der Aktivitäten im Zusammenhang mit nationalem Gedenken realisiert worden
Projektpartner
Każda karta pracy została podzielona na kilka części prezentujących różne szczegółowe zagadnienia dotyczące obozu koncentracyjnego. Zawarte w nich materiały źródłowe (fragmenty wspomnień więźniów, zdjęcia, rysunki, tabele) opatrzone zostały zestawem ćwiczeń, do wykonania przez uczniów. Całość kończy podsumowujący blok ćwiczeniowy, który pozwala na podjęcie refleksji nad głównym zagadnieniem przedstawionym na karcie.
Uzupełnieniem kart pracy są materiały edukacyjne dla uczniów, które stanowią swoistą pomoc dydaktyczną, ułatwiającą im analizowanie zawartego w kartach pracy materiału źródłowego i w konsekwencji wykonacie znajdujących się tam ćwiczeń. Na materiały te składają się: rys historyczny KL Ravensbrück i kalendarium najważniejszych wydarzeń z historii obozu.
Zaleca się, aby uczniowie zapoznali się z tymi materiałami, podobnie jak i z filmem, przed rozpoczęciem analizy poszczególnych kart pracy. Mogą też odwoływać się do nich w trakcie wykonywania kolejnych ćwiczeń, jak również traktować je jako formę przygotowania się do lekcji.
Zielgruppe
Die Zielgruppe dieser Bildungsmaterialien sind Jugendliche im Alter ab 14 Jahren, die sich für die Geschichte des Zweiten Weltkrieg und den Holocaust interessieren, vor allem aber für die deutschen nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Didaktisches Konzept
Das didaktische Konzept dieser Materialien basiert auf einem Dokumentarfilm sowie den didaktischen Materialien zu dem KZ Gusen, welche das didaktische Hauptelement für die Unterrichtseinheiten darstellen. Die Bildungsmaterialien haben hier eine unterstützende Rolle – sie sind eine Inspiration für die Lehrkraft, um kreative Aufgaben zu entwickeln. Im Endeffekt ermöglichen diese Materialien der Lehrkraft, sich nicht nur auf die Geschichte des Konzentrationslagers im Unterricht zu fokussieren, aber auch die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in einem breiteren Kontext aufzugreifen.
Didaktische Ziele
Eines der didaktischen Hauptziele der Unterrichtseinheiten mit den Materialien ist der Impuls, in den Schülerinnen und Schülern Empathie gegenüber den ehemaligen Häftlingen zu wecken und sie zur Reflexion über das Schicksal von Menschen in extremen Bedingungen zu bewegen sowie auch eine Sensibilisierung bei ihnen für menschliches Leid zu entwickeln. Ferner soll mit diesen Materialien eine tolerante und offene Weltanschauung gefördert werden. Diese Ziele werden auf Grundlage von fundiertem Wissen realisiert, welches die Grundlage für Rückschlüsse und Reflexionen darstellt und ihren Ursprung im Film sowie in den ergänzenden Materialien hat. In den Materialien sind besonders die Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge hervorzuheben, da sie den Schülerinnen und Schülern erlauben, sich in die Situation hineinzuversetzen und damit auch ein besseres Verständnis für die Tragödie des Krieges und der Besatzung zu entwickeln.
Inhalte und Unterrichtsverlauf
Dieses Paket besteht aus zwei Teilen: dem Dokumentarfilm In den Abgründen von Gusen sowie den didaktischen Materialien für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler.
Die didaktischen Materialien für Lehrkräfte enthalten Arbeitsblätter, die im Unterricht eingesetzt werden können. Diese Arbeitsblätter wurden in Form von Prezi-Präsentationen sowie im PDF-Format vorbereitet, um die Anwendung im Unterricht zu vereinfachen. Die Inhalte ermöglichen es, die wichtigsten Phänomene in der Geschichte der Konzentrationslager, ihrem Gedenken sowie ihrer Botschaft für kommende Generationen zu besprechen. Jedes Arbeitsblatt wurde in mehrere Teile gegliedert, die im Detail verschiedene Aspekte der Funktionsweise von Konzentrationslagern beleuchten.
Die Quellmaterialien (Auszüge aus Erinnerungen von Häftlingen, Fotos, Zeichnungen, Tabellen) beinhalten Aufgaben, die von den Schülerinnen und Schülern gelöst werden sollen. Abgeschlossen wird dieses Konzept stets durch einen zusammenfassenden Block mit Aufgaben, die zur Reflexion über das Leitthema der jeweiligen Unterrichtseinheit anregen.
Eine Ergänzung zu den Arbeitsblättern sind die didaktischen Materialien für Schülerinnen und Schüler, die eine didaktische Hilfe darstellen und ihnen die Analyse der in den Arbeitsblättern vorgestellten Quellen sowie die Bearbeitung der dazugehörigen Aufgaben erleichtern. Zu diesen Materialien gehören: ein historischer Überblick über das KZ Gusen sowie eine Chronik mit den wichtigsten Eckdaten in der Geschichte des Lagers.
Es wird empfohlen, dass die Schülerinnen und Schüler sich sowohl mit diesen Materialien als auch mit dem Film noch vor der Analyse der Arbeitsblätter vertraut machen. Sie können sich auf diese Materialien auch während des Unterrichts berufen oder sie als Vorbereitung für die nächste Unterrichtsstunde verwenden.