Loading content…
Transcript

Fachbereich 06 – Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften

WS 2019/ 20

Seminar „Didaktische Prinzipien und Lehr-/Lernformen“

Dozentin: Dr. Karin Meendermann

Das Kompetenzmodell der GPJE

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Daniel Henke / Frank Leehr

inhaltliche Gliederung

Gliederung

1. Hinleitung: Was ist die GPJE? Warum Kompetenzen?

2. Das Kompetenzmodell

3. Kritik

Was ist die GPJE?

Warum Kompetenzen?

Politik ist in der Lebenswelt der SuS präsent.

Welche Elemente aus dem Themenfeld "Politik" fallen Euch spontan ein, die SuS mit in den Unterricht bringen?

Ziel des Unterrichts im Fach "Politische Bildung":

Verbesserung und Erweiterung der Fähigkeiten der SuS.

Dies schließt natürlich die bereits mitgebrachten Deutungen und das Vorwissen mit ein.

Was ist die GPJE?

(Eigendarstellung der GPJE auf ihrer Webseite

http://www.gpje.de/die-gpje/)

Warum Kompetenzen?

(GPJE, 2004, S. 7)

Ansprüche der politischen Bildung im laufenden politischen Prozess zur Geltung bringen

damit geht einher

©Hans B. Schmid

Das Kompetenzmodell der GPJE

Das Kompetenz-modell der GPJE

  • Unterrichtsfach "Politische Bildung" =

Kompetenzzuwachs + politische Meinungsbildung

  • Wissensvermittlung = Entwicklung von Kompetenzen
  • vice versa: Kompetenzerweiterung führt zu Erweiterung und Verbesserung des Wissens bei SuS
  • neu erworbenes Wissen in Beziehung zu Vorwissen: verbessert Vorverständnisse

-> konzeptuelles Deutungswissen (grundlegende Verständniskonzepte)

  • nicht Vermittlung von Einzelaspekten, sondern von Sinngehalten

Kompetenzentwicklung in folgenden Bereichen:

politische Urteilsfähigkeit

"Politische Ereignisse, Probleme und Kontroversen sowie Fragen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unter Sach- und Wertaspekten analysieren und reflektiert beurteilen können" (GJPE 2004, S. 13)

2 grundlegende Urteilstypen:

a) Sachurteile b) Werturteile

(konstatierend, analysierend) (qualifizierend, normativ)

> Feststellungen > Beurteilung anhand ethisch-

> Schlussfolgerungen, Interpretationen moralischer Gesichtspunkte

in konkreten politischen Urteilen

miteinander verknüpft

politische Urteilsfähig-keit

unterschiedliche Interpretationen

der Wirklichkeit

divergierende

Wertauffassungen

Kompetenzentwicklung im Meinungsfreiheit

Bereich politischer Urteile der SuS

verschiedene

Entscheidungsoptionen

Vielfalt politischer Urteile

Kompetenzentwicklung zielt auf folgende Fähigkeiten:

Bezug auf sozialwissenschaft-liche Deutungsmuster und Theorien

Sachverhalt vergegenwärtigen und strukturiert wiedergeben

universalistische Perspektive bei Werturteilen (keine Partikularinteressen-vertretung)

differenziert argumentieren

Methoden der Kompetenzerweiterung:

Abgleich mit Ergebnissen und Perspektiven der Sozialwissenschaften

Konfrontation mit anderen Sichtweisen aus der Öffentlichkeit

Auseinandersetzen mit verschiedenen Perspektiven (Akteure - Betroffene)

kompetenzorientierter Unterricht fördert folgende Fähigkeiten der SuS:

politische Sachverhalte kritisch reflektieren

Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen aus Geschichte und Gegenwart des politischen Denkens

politische Entscheidungen und ihre Folgen reflektieren

Bedeutung politischer Entscheidungen für eigenes Leben erkennen

mehrdimensionale Betrachtung politischer Phänomene (policy | polity | politics)

Logiken und Mechanismen medialer Politikinszenierung entschlüsseln

politische Entscheidungen im Kontext ihrer Verflechtungen mit anderen Systemen betrachten

aktuelle politische Kontroversen auch losgelöst von tagesaktuellen Aspekten betrachten

strukturierte Wiedergabe komplexer politischer Sachverhalte

Identifizierung zentraler Aspekte

politische Handlungsfähigkeit

"Meinungen, Überzeugungen und Interessen formulieren, vor anderen angemessen vertreten, Aushandlungsprozesse führen und Kompromisse schließen können" (GJPE 2004, S. 13)

= praktische Fähigkeiten, die für Teilnahme an politischer Öffentlichkeit/ am Wirtschaftsleben/ in sozialen Zusammenhängen erforderlich sind

politische Handlungs-fähigkeit

politische Handlungsfähigkeit heißt...

angemessenes Verhalten in sozialen Situationen und ín der Öffentlichkeit

Perspektiven-wechsel

Interessen-wahrnehmung

reflektiertes Konsumenten-verhalten

eigene politische Meinungen und Urteile vertreten

perspektivische Berufsplanung

reflektierter Umgang mit kulturellen, sozialen und geschlechtsspezifischen Differenzen

Konflikt- und Kompromissfähigkeit in politischen Kontroversen

Produktion von Beiträgen für Medien

methodische Fähigkeiten

"Sich selbstständig zur aktuellen Politik sowie zu wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen orientieren, fachliche Themen mit unterschiedlichen Methoden bearbeiten und das eigene politische Weiterlernen organisieren können" (GPJE 2004, S. 13)

methodische Fähigkeiten

- Großteil nicht fachbezogen, sondern auch für andere Fächer von Bedeutung:

  • Lesekompetenz
  • Zeitplanung, Selbstoragnisation
  • Fähigkeit, unterschiedliche Sozialformen und Arbeitstechniken zu nutzen
  • Arbeitsplanung, Realisierung
  • gezielte Nutzung von Medien

Kritik

  • selbst in dem umfangreicheren Teil des Kompetenzmodells (Dimension "politische Urteilsfähigkeit") genügt die Darstellung nicht wissenschaftlichen Kriterien (fehlende Empirie, fehlende Konkretisierung, keine theoretische Fundierung, Darstellung unterkomplex)
  • die in der Dimension Handlungsfähigkeit aufgeführten Handlung sind mehrheitlich fachunspezifisch formuliert, beliebig und bieten somit keinen Ansatz für Diagnose und Förderung politischen Handelns; sie sind zu allgemein und teilweise fachfremd
  • politisches Urteilen ist nur dann erforderlich, wenn angenommen wird, dass Politik auf Kontingenz, Situationsgebundenheit und Meinungen gründet
  • unterschiedliche Standpunkte machen Urteile notwendig, um politisch handeln zu können
  • politische Urteilskraft als wichtigstes Gegenmittel gegen totalitäre Tendenzen in der Gesellschaft (Hannah Arendt)
  • elementar betrachtet ist ein Urteil eine Feststellung , die durch einen Behauptungssatz ausgedrückt wird: einem Subjekt wird ein Prädikat zugesprochen
  • Unterscheidung nach Intention: beschreibende | klassifizierende | vergleichende | erklärende Urteile
  • Immanuel Kant: Urteilstafel, welche Urteile einteilt nach:
  • Quantität: allgemeine, universale | besondere, partikulare | einzelne, singuläre
  • Qualität: bejahend, affirmativ | nerneinend, negativ
  • Relation: einfache, kategorische | zusammengesetzte, hypothetische
  • Modalität: probabilistisch, eine Mglkt. ausdrückend | assertorisch, behauptend | apodiktisch, notwendig
  • Aussagen, die im Bereich der Politik etwas Sachliches feststellen oder Schlussfolgerungen ziehen, sind noch keine politischen Urteile: Haltung des Gemeinsinns und Orientierung in der Welt vorausgesetzt
  • deskriptive Urteile behaupten, stellen fest, deuten erklären | präskriptive Urteile empfehlen, erlauben, schreiben vor, verbieten
  • deskriptive Elemente sind auch in präskriptiven Urteilen zu finden: daher sind deskriptive Urteile die Basis des Urteilens
  • Werturteile nehmen Zwischenstellung ein (mit präskriptiver Tendenz)

Kritik am Kompetenz-modell der GPJE

  • Dimension "methodische Fähigkeiten" mit allgemeinen Arbeitstechniken stellt eine fachunspezifische Restkategorie ohne Substanz dar
  • Dimensionen werden nicht konkretisiert, sondern der Entwurf führt im Folgenden lediglich illustrierend Beispiele auf, in denen eine Form von Wissen mit irgendwie gearteten Fähigkeiten kombiniert wird: kann eine theoretische Klärung nicht ersetzen
  • obwohl Bedeutung des Wissens betont wird, wird ihm nicht der Rang einer eigenen Kompetenzdimension zugeordnet; keine Hinweise zum Erwerb von Wissen
  • keine Konzepte erstellt
  • nicht theoretisch herleitbar
  • empirisch schwer überprüfbar

Lob

  • wichtiger Beitrag, um Ansprüche der politischen Bildung im laufenden politischen Prozess zur Geltung zu bringen
  • Unterkomplexität ist drei Prämissen geschuldet: (1) Entwurf musste sich konzeptionell und formal an Vorgaben der KMK halten; (2) an breite Öffentlichkeit gewandt; (3) kein neuer Ansatz, sondern Fundierung der Standards -> Ziel: Einsetzung einer Kommission durch Konsensfähigkeit

Lob

  • empirische Überprüfbarkeit ausbaufähig, jedoch punktuell möglich
  • Begriffe, Denkoperationen und Grundlagenwissen bilden (bislang vermisste) Kernideen des Fachs
  • eher implizit theoriegeleitet

Literatur