Sie stehen verstört am Potsdamer Platz.
Und finden Berlin zu laut.
Die Nacht glüht auf Kilowatts.
Ein Fräulein sagt heiser: "Komm mit, mein Schatz!"
Und zeigt entsetzlich viel Haut.
Sie wissen vor Staunen nicht aus nicht ein.
Stehen und wundern sich bloß.
Die Bahnen rasseln. Die Autos schrein.
Sie möchten am liebsten zu Hause sein.
Und finden Berlin zu groß.
Es klingt als ob die Großstadt stöhnt,
weil irgendwer sie schilt.
Die Häuser funkeln. Die U-Bahn dröhnt.
Sie sind das alles so gar nicht gewöhnt.
Und finden Berlin zu wild.
Sie machen vor Angst die Beine krumm,
Und machen alles verkehrt.
Sie lächeln bestürzt. Und sie warten dumm.
Und stehn auf dem Potsdamer Platz herum,
bis man sie überfährt.
Erich Kästner, 1929
"Hier pulsiert das Leben, hier ist das Zentrum der Metropole Berlin. Man schlendert hier nicht, man eilt vorbei. Die meisten Pferdeomnibusse sind der elektrischen Tram gewichen. Alles ist in Hektik, Motoren dröhnen, Hupen kreischen und die U-Bahn rattert.
Die Menschen hasten in ihre Büros, in Geschäfte, nette Cafès oder große Kaufhäuser. Zeitungsjungen schreien mehrmals am Tag die neusten Nachrichten aus aller Welt heraus und streiten sich mit den Bauchladenverkäufern um den besten Platz.
Selbst nachts ist alles taghell erleuchtet, dann kommt die käufliche Liebe zu ihrem Recht..."