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Biographisches

geboren am 22. August 1816 in St.Gallen

nach der Matura Studienaufenthalt in Lausanne

1836-40 Studium der Jurisprudenz und der Staatswissenschaften

in Heidelberg, Berlin und Zürich

Haus „Zur Harmonie“ (zweites von links), an der Spisergasse 16 in St. Gallen. [Hiller (2011), Seite 12]

Wohnhaus der Familie Dr. med. Alexander Aepli, wo A.O. Aepli geboren wurde und mit seinen Brüdern aufwuchs. Der Platz davor bei der Verzweigung zwischen Turm- und Spisergasse heisst seit 22. August 2013 "Aepliplatz", und das Haus ist als Geburtshaus beschriftet.

Zofingia.Archiv der Zofingia St.Gallen (Sektion des Schweizerischen Zofingervereins) im Stadtarchiv der Politischen Gemeinde St.Gallen. [Hiller (2011), Seite 10]

Bereits als Mittelschüler engagierte sich Aepli bei den Zofingern, um sich für liberale Veränderungen in der Schweiz einzusetzen.

Arnold Otto Aepli: Erinnerungen

I. 1835 – 1840

Soll ich meine Erinnerungen aufzeichnen, so muss ich mit denjenigen beginnen, welche mir von meinem Aufenthalt in Lausanne (Frühjahr 1835 bis Sommer 1836) geblieben sind. Ich hatte das Glück, damals mit einem hochbedeutsamen Manne in persönliche Berührung zu treten und Freunde kennen zu lernen, mit denen ich durch das ganze Leben verbunden geblieben bin.

Nach dem im Jahre 1832 erfolgten Tode meines trefflichen Vaters – ich war damals 16 Jahre alt – nahm sich der mit meiner Familie befreundete Johann Caspar Zellweger in Trogen, der Geschichtsschreiber seines Heimatkantons, der langjährige eidgenössische Zollrevisor, die Seele der schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, auf Verwen-dung meiner Mutter auch meiner an. Als ich, nach Absolvierung des Gymnasiums, im Frühjahr 1835 nach Lausanne gehen sollte, um mich dort vor allem in der französi-schen Sprache zu vervollkommnen und gleichzeitig passende Collegien an der Akade-mie zu hören, empfahl er mich seinem Freunde, dem General Friedrich Cäsar de la Harpe. Freilich, zur Zeit der helvetischen Revolution bestand diese Freundschaft nicht. Zellweger, ein zäher Anhänger der alten Zeit, hasste den gerade damals so sehr als "Patriot" hervortretenden la Harpe in dem Masse, dass er ihn wie er mir einst erzählte, hätte umbringen können, wenn er mit ihm persönlich zusammen getroffen wäre. Nachdem sich aber in der Folge die politischen Leidenschaften gelegt hatten, fanden sich beide namentlich auf dem Boden gemeinnütziger Tätigkeit und wurden intime Freunde. La Harpe, als ich ihn kennen lernte ein achtzigjähriger Greis, machte mir den Eindruck eines hochgebildeten, sanften, liebenswürdigen Menschen. Er empfing mich mit grosser Güte, unter[hielt sich etwa mit mir über meine Studien, stellte mir seine grosse Bibliothek zur Verfügung und lud mich häufig, namentlich den Winter über, an Sonntagen zu Tische. …]

Erinnerungen, I.Teil 1835-1840. Eigenhändige Aufzeichnungen von A.O.Aepli, verfasst im vorgerückten Alter, gehen nur bis 1866. [KB, VNL 38: A1]

Zu Beginn schildert Aepli seine prägenden Begegnungen anlässlich seines Aufenthalts in Lausanne (Frühjahr 1835-Sommer 1836), wo er u.a. mit dem betagten Frédéric César de La Harpe in Kontakt kam. An der Akademie besuchte er Vorlesungen über französische Literatur, Geschichte und Naturrecht. Aus dieser Zeit stammten seine ausgezeichneten Französischkenntnisse, die ihm bei seinen späteren diplomatischen Missionen zugute kamen.

Portrait General Frédéric-César de La Harpe (1754-1838). Lithographie (Künstler unbestimmt) von Anfang des 19. Jahr-hunderts. [Hiller (2011), Seite 13]

La Harpe war ein herausragender Staatsmann der Übergangs-epoche vom 18. zum 19. Jahrhundert. Am Wiener Kongress von 1815 war er Gesandter der Waadt und des Tessins und inoffizieller Anwalt der Schweiz.

Portrait Alexandre Vinet (1797-1847). Theologe und Philosoph aus dem Waadtland. Aus Grosse Schweizer, Zürich 1942. [Hiller (2011), Seite 13]

Aepli war Vinet zwar nicht persönlich begegnet, doch er befasste sich intensiv mit dessen Schriften, die schon früh die Trennung von Kirche und Staat forderten.

Portrait Alfred Escher (1819-1882). Radierung um 1860 im Alfred Escher Archiv, Zürich. [Hiller (2011), Seite 14]

An der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin stu-dierte Aepli zusammen mit dem Zürcher Alfred Escher. Er blieb dem späteren Politiker und Wirt-schaftsführer, aber auch Konkurrenten z.B. in Eisen-bahnfragen, zeitlebens in Freundschaft verbunden.

Brief von Frau Sabine Aepli-Gonzenbach (1824-1869) an ihren an der Session in Bern weilenden Gatten vom 1. Dezember 1866. [KB, VNL 38: B6]

Eines der seltenen Zeugnisse der Ehegattin von Aepli, von der kein Bild zu existieren scheint. Sie stammte aus einer öffentlich sehr engagierten St.Galler Familie und war nahezu zwanzig Jahre fürsorgliche und auch intensiv teilnehmende Gefährtin, welche im Hintergrund wirkte und ihrem vielbeschäftigten Gatten Ruhe und Anregung bot. In diesem Brief äussert sie Bedenken für den Fall, dass Aepli eine Wahl als Bundesrat annehmen würde, falls der St.Galler Vertreter Näff nicht mehr gewählt würde. Dieser wurde aber erneut im Amt bestätigt.

Abschrift

Sabina Aepli Gonzenbach, Brief an ihren Ehemann (erste von 4 Seiten)

Freitag, Morgens

(1.) Dezember 1866

So eben erhalte ich Deinen Brief mein Lieber und beeile mich, Dir ein paar Worte zu antworten, obschon es schon ziemlich spät ist und Du diesen Brief sammt Paket schwerlich

noch vor der Sitzung wirst erhalten können. Was soll ich auch weiter sagen, das Du nicht schon wüsstest oder Dir nicht wenigstens bei einigem Nachsinnen leicht denken könntest. Daß unsre Standpunkte etwa verschieden sein müssen, liegt ja auf der Hand - denn wenn ich es auch glauben muss, daß Du Recht habest mit Deinen Voraussetzungen für die Folgen, die der Ausschluss eines St. Gallers vom Bundesrathe haben würde, so habe ich doch zu wenig eignen Einblick in die Verhältnisse, um selbst so ganz durchdrungen und angespornt zu werden von dieser Betrachtung. Ich kann mich also nur im Glauben Dir unterordnen - und dich bitten, nach reiflichem Er- wägen das zu thun, was Du für Recht hältst. - Es ist mir nicht recht möglich, die Wirklichkeit der Sache zu erfassen - in dieser Beziehung spüre ich die Wirkung des Lebens sehr - durch Abnahme der Vorfreuden so wohl als namentlich auch der vorempfundenen Leiden und Besorgnisse. - Soll es dann wirklich sein, so hoffe ich, Gott werde auch mir die Kraft geben, ……

Gedenkschrift zur Erinnerung an Herrn Min-ister Arnold Otto Aepli. St.Gallen. Zolliko-fer’sche Druckerei.1897. [KB, VNL 38: A1]

Neben dem Lebenslauf enthält die Schrift die Worte von Pfr. Carl Pestalozzi anlässlich des Trauergottesdienstes vom 7. Dezember 1897 in der St. Leonhardskirche, die Rede von Landammann Zollikofer am Grabe, den Brief des "Hohen Bundesrates" sowie den Brief der "Hohen Regierung" des Kantons St.Gallen an die Familie.

Brief von Bertha Studer, Haushälterin von A.O.Aepli (nach dem Tod von dessen Gattin 1869), betr. den Tod von A.O. Aepli am 4. Dezember 1897 an P.C. von Planta, einem Freund von Aepli [Staatsarchiv des Kantons Graubünden, Planta-Archiv]

Der frühe Tod seiner Gattin traf Aepli tief und stürzte ihn in eine Depression. Leider ohne eigene Kinder, hatte das Paar den ältesten Sohn von Aeplis Bruder, der in Kolumbien lebte, zu sich genommen und sorgte für dessen Erziehung. Nach dem Tod der Gattin führte die gebürtige Bernerin Bertha Studer die Haushaltung; begleitete ihn 1883 nach Wien und umsorgte ihn bis zu seinem Tod.

Abschrift

… über das schmerzliche Ereignis mitzutheilen. Ich bin selber noch so sehr unter dem Eindruck dieses, auch für mich unersetzlichen Verlustes, dass ich Mühe habe meine Gedanken zu fassen. Sie haben sehr recht gesehen, wenn Ihnen bei Ihrem letzten Besuche des theuren Verstorbenen Wesen etwas verändert erschien. Auch ich hatte in den letzten Wochen eine zunehmende Schwäche bemerkt, aber doch nicht so, um mir für die aller nächste Zukunft bange zu machen. Er hatte wieder Tage, in denen sein lebhafter Geist uns vergessen liess, dass er das 80ste Jahr hinter sich hatte. An dem Donnerstag, da Sie verehrter Herr dem lieben Seligen die Freude machten ihn zu besuchen, waren wir Abends noch im (Ormert), andern … theure Herr Minister sprach nichts mehr und athmete ohne Todeskampf friedlich aus. Für Ihn, muss man sich ja freuen, dass er so schnell, ohne Abschiednehmen einschlummerte, aber uns alle traf der unerwartete Schlag um so härter. Mir ist, als verliere ich nochmals einen geliebten Vater. In den 14 Jahren unseres Beisammenseins, haben wir uns sehr aneinander angeschlossen, ich fühle nur zu sehr, dass ich mit ihm meinen besten, wohlmeinendsten Freund verliere. Es ist wie Sie sagen, sein Liebenswürdiges Wesen, sein durch und durch edler Charakter bei seinen (…) geistigen Gaben musste jederman, der viel mit ihm in Berührung kam, an ihn fesseln. Die Erde sei ihm leicht, er hat viel Liebe gesäet, möge er nun reichlich Liebe ernten.

Mit vorzüglicher Hochschätzung Ihre ganz ergebene Bertha Studer

Wirken im und für den Kanton St.Gallen

Gerichtsschreiber, Kantonsrichter, Kantonsgerichtspräsident

Grossrat, Regierungsrat und Landammann, Verfassungsrat

Evangelischer Synodaler und Kirchenrat

Offizier der Militärjustiz

Protokollbuch des Verfassungsrates des Kantons St.Gallen. 2. Sitzung vom 27. August 1861. [StASG, R1 B7.2]

Nach spannungsgeladenen Auseinandersetzungen im Frühjahr 1861 um eine überfällige Verfassungsrevision, welche u.a. die Trennung von Kirche und Staat bringen sollte, kam es beinahe zu einem Putsch, den Regierungsrat Aepli mit Besonnenheit zu verhindern half. Das Volk bejahte darauf in einer Abstimmung die Notwendigkeit einer Revision, im Juli wurde der Verfassungsrat bestellt, der Ende August zusammentrat. Regierungsrat Aepli wurde zum Ratspräsidenten gewählt.

Abschrift

Protokoll der 2. Sitzung des Verfassungsrates des Kantons St.Gallen vom 27. August 1861

Seite 3

Traktandum Nr. 8

(….)

C. als Präsident:

nach Ablehnung des Herrn Regierungsrath Dr. Weder, Herrn Landammann Aepli, mit 83 Stimmen, der sofort die Leitung der Geschäfte übernimmt.

Nr. 9 Petitionen von Krinau, Rieden und Tübach

Das Präsidium zeigt den Eingang folgender Eingaben an den Verfassungsrath an:

1. Einer Anzahl Bürger in Krinau vom August 1861, betreffend Aufnahme einer Bestimmung in die neue Verfassung, dass jede politische Gemeinde ein Mitglied in den Grossen Rath wählen könne.

2. Einer Anzahl Bürger aus der Gemeinde Rieden vom 10. August 1861, betreffend die Wahl der Mitglieder in den Grossen Rath, an welche sich

3. eine Anzahl Bürger aus der Gemeinde Tübach laut Erklärung vom 20. l(aufenden) Monats anschliesst.

Nr. 10 Bestellung einer Kommission

Auf die Anfrage des Herrn Präsidenten, in welcher Weise der Verfassungsrath den ihm vom Volke gewordenen Auftrag für Entwerfung einer neuen Verfassung für den Kanton St.Gallen erledigen wolle, wird aus der Mitte des Kollegiums der Antrag gestellt: es solle vom Verfassungsrath eine Kommission ernannt werden, mit dem Auftrag, einen Entwurf zu einer neuen Verfassung auszuarbeiten.

Dieser Antrag wird in der Abstimmung zum Beschlusse erhoben und die Anzahl der Mitglieder der Kommission aus der beantragten Anzahl von 15, 21 und 25 auf 21 festgesetzt.

Nr. 11 Termin ihrer Arbeiten und Wiederbesammlung des Verfassungsrathes

Im weitern werden folgende Anträge als Aufträge an die zu ernennende Kommission gestellt:

1. Die Kommission habe ihre Arbeiten so zu beschleunigen, dass sich der Verfassungsrath zur Berathung des von derselben ausgehenden Entwurfes auf den 9., 16., 23. September, in der ersten, zweiten Woche Oktober besammeln könne.

2. Der Verfassungsrath beschliesse heute die Vertagung seiner Verhandlungen und bestimme den Tag seiner Wiederbesammlung

3. Der Kommission keinen Termin für Beendigung ihrer Arbeiten festzusetzen, jedoch ihr den Auftrag zu ertheilen, mit möglichster Beförderung ihre Arbeiten zu vollenden.

4. Die Kommission habe den von ihr ausgearbeiteten Entwurf einer neuen Verfassung drucken und den Mitgliedern des Verfassungsrathes acht Tage vor der festzusetzenden Wiederversammlung mittheilen zu lassen.

In der über diese Anträge, nach allseitig gewalteter Diskussion, erfolgten Abstimmung fasst der Verfassungsrath folgende Beschlüsse:

1. Einstweilige Vertagung seiner Versammlungen.

2. Der Tag der Wiederversammlung wird – nachdem zuerst der Antrag auf den 9. September, dann jener auf den 16. September mit 85 gegen 57 Stimmen in Minderheit geblieben – mit 82 Stimmen auf den 23. September nächstkünftig festgesetzt.

3. Die Kommission habe den von ihr ausgearbeiteten Entwurf einer neuen Verfassung dem Drucke zu übergeben und denselben wenigstens acht Tage vor der festgesetzten Wiederbesammlung den Mitgliedern des Verfassungsrathes mittheilen zu lassen.

Verfassung des Kantons St.Gallen vom 17. November 1861. Druck der F.D. Kälin'schen Offizin. [StASG, KA R.1 D]

Am 17. November wurde die Verfassung mit 27'191 Ja gegen 984 Nein überwältigend angenommen. Sie wird häufig "Friedensverfassung" genannt.

Entwurf einer Organisation für die evangelischen Kirche des Kantons St.Gallen vom 3. März 1862. [KB, VNL 38: A30]

Aepli setzte sich auch breit in der evangelischen Kanto-nalkirche als Mitglied der Synode (Kirchenparlament) für eine zeitgemässe Organisation ein. Als erster Kanton der Schweiz erhielt St.Gallen eine rein demokratische gewählte Volkssynode.

Offizielles Portrait von Landamann A.O.Aepli. Ölbild 1894 gemalt von Ida Baumann aus Herisau, in der Portraitgalerie des Regierungsgebäudes in St.Gallen, Südtrakt,

1. Stock. [Hiller (2001), Seite 59]

Graphische Darstellung der Mandate, Ämter und Funktionen Aeplis. [Nach Hiller (2011), Seiten 60/61], erstellt von Walter Sturzenegger.

Wirken auf Bundesebene

Ständerat, Nationalrat, Bundesrichter

Eidgenössischer Kommissär im Auftrag des Bundesrates

Abschrift

Gutachten der Majorität der Kommission des Ständerathes über

den Nachlass der Sonderbundsschuld.

Vom 28. Juli 1852.

Nachdem von mehreren Ständen des ehemaligen Sonderbundes Petitionen für den Nachlass der noch rükständigen Kriegskosten eingegeben worden sind, sieht sich die Bundesversammlung neuerdings in die Nothwendigkeit versezt, über diese Frage eine Schlussnahme zu fassen. Die Entscheidung, welche sie ertheilen wird, hat unstreitig ihre hohe finanzielle und politische Bedeutung, was um so einleuchtender erscheint, je genauer das Sachverhältniss ins Auge gefasst wird. Willfahrt die Eidgenossenschaft den

an sie gerichteten Bitten, so entzieht sie sich selbst einen Theil ihrer Einkünfte und schwächt auf eine nicht ganz unbeträchtliche Weise ihr Aktivvermögen; sie kommt aber den eindringlichen Bitten der betreffenden Stände entgegen und wird nicht nur ihre finanzielle Erholung möglich machen und sie in ihrer innern, staatlichen Entwiklung fördern, sondern sie wird sich auch ein Recht auf die Anerkennung und Dankbarkeit derselben erwerben. - Weist sie das Begehren dagegen zurük, so sorgt sie zwar für das eigene finanzielle Interesse und sichert sich kostbare Sparpfenninge für den Fall der Noth oder für grosse nationale Unternehmungen. Sie überlässt dabei aber die betreffenden Kantone ihren unleugbaren

Brief des Bundesrates an das tit. Präsidium des schweizerischen Bundesgerichtes in St.Gallen.

23. Mai 1862 [KB, VNL 38: A47]

Seit 1857 war Aepli nicht nur Ständerat, sondern auch Bundesrichter. 1862 war er Präsident des Bundesgerichtes, welches in seinem Präsidialjahr zwei Tage in St.Gallen, im Saal des Kantonsge-richtes im Regierungsgebäude, tagte.

Protokoll der Conferenz der hohen eidgenös-sischen Stände Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden. Abgehalten am Donnerstag, 6. August 1868 im Regierungsgebäude in St.Gal-len unter dem Präsidium der Eidgenös-sischen Commission. [KB, VNL 38: A52]

Seit der Landteilung von 1597 in zwei kon-fessionell gesonderte Halbkantone war der komplizierte Grenzverlauf v.a. im Raum Oberegg-Reute umstritten. Der Bundesrat entsandte einen Kommissär, von 1862-71 war dies Aepli, der tw. gleichzeitig auch Regierungsrat, Ständerat und Bundesrichter war. Aepli zitierte die Parteien 1868 auch mal zu sich nach St.Gallen; interessant, dass Ausserrhoden nur einen, Innerrhoden jedoch 5 Vertreter schickten. Es ging eben auch um die beiden Frauenklöster Wonnen-stein und Grimmenstein, die als Exklaven im Ausserrhodischen liegen. Im Sommer 1870 wurde die Angelegenheit durch Beschluss der eidgenössischen Räte auf Antrag Aeplis bereinigt. Der Bundesrat sprach ihm den "innigsten Dank" aus.

Kartenausschnitt Region Oberegg, Kanton Appen-zell-Innerrhoden, mit Handeinträgen von Aepli. [KB, VNL 38: A50]

Vertrauliches Mandat des Bundesrates vom 29. Januar 1858 für A.O.Aepli für einen Einsatz im Kanton Genf. Original 52x38 cm. [KB, VNL 38: A56]

Im Wortlaut: "(...) en mission confidentielle pour Monsieur Arnold Otto Aepli, Membre du Conseil des Etats (…) pour s’entendre (…) avec le Gouvernement du Canton de Genève dans l’affaire des réfugiés (…)".

Nach dem gescheiterten Attentat des Grafen Orsini auf Napoleon III. wünschte Frankreich Massnahmen der Schweiz gegen die italienischen Flüchtlinge im Kanton Genf. Wohl auch dank seiner perfekten Französischkenntnisse erreichte Aepli als eidgenössischer Kommissär einiges, ohne den Konflikt in seiner Gesamtheit lösen zu können.

Instruktion des Bundesrates für das Mandat in Genf vom 29. Januar 1858.

[KB, VNL 38: A56]

Detailanweisungen für den Einsatz in Genf von 1858. Ein zweiter Einsatz erfolgte 1860, sozusagen notfall-mässig, im Zusammenhang mit der sog. Savoyerkrise. Hitzköpfige Genfer wollten Nordsavoyen der Schweiz angliedern, bevor Frankreich es annektierte. Man fürchtete inter-nationale Konsequenzen. Der Bund musste sogar eidgenössische Truppen entsenden. Die Sache verlief jedoch glimpflich und konnte beigelegt werden. Als Dank für seinen Einsatz erhielt Aepli das Genfer Ehrenbürger-recht, was ihn sehr freute.

Der Erzähler. Liberale politische Zeitschrift in St.Gallen. Faksimile der Ausgabe Nr. 82 von Dienstag, 14. Oktober 1851. [StASG]

Schon früh war Aepli publizistisch tätig, zweimal als Redak-tor des „Erzählers“ – hier wohl auch als Verfasser der Aus-landmeldungen – aber auch als Korrespondent beim "Bund" (Ersterscheinungsdatum 1. Oktober 1850), bei der "Neuen Zürcher Zeitung" und beim "Journal de Genève".

Festprogramm für die Eröffnung der Bahnlinie Winterthur-St.Gallen. Ostermontag, 24. März 1856. [KB, VNL 38: A30]

Anlässlich der Eröffnung dankte Regierungsrat Aepli als Präsident der St.Gallisch-Appenzellischen Eisenbahngesell-schaft allen Beteiligten. Als Verwaltungsrat der Vereinigten Schweizerbahnen erlebte er 1858 die Eröffnung der Bahn-linie Rheineck-Chur. In Sevelen war der Begrüssungsspruch zu lesen: "Schöner Dampfer, gross und hehr, komm' und bring uns den Verkehr. Sag', du schreitest froh und heiter und in Chur: Du möchtest weiter!"

Kreditiv des Kleinen Rates (Regierung) des Kantons St.Gallen für A. Aepli betr. Lukmanierbahn vom 17. Juni 1861. [KB, VNL 38: A 38]

Aepli wird zu einer internationalen Konferenz betr. Lukmanier-bahn nach Turin abgeordnet. Unterschrieben ist das Dokument von Landammann Gallus Jakob Baumgartner (1797-1869), einem ebenfalls markanten, zuerst liberalen, dann konserva-tiven Staatsmann und Eisenbahnpionier, mit dem Aepli als Kollege amtlich gut zusammenarbeitete.

Seit 1845 war die Lukmanierbahn fertig projektiert. Aepli reiste im Auftrag der St.Galler Regierung nach Turin, München und Berlin, traf Persönlichkeiten wie Cavour, von der Pforten und Bismarck. Alles umsonst – auch ein Splügenprojekt scheiterte. Das Gotthardprojekt seines Freundes Alfred Escher hingegen obsiegte.

Abschrift

Kreditiv

Wir Landamman & Kleiner Rath

des Kantons St.Gallen

haben den Herrn Landamman Arnold Otto Aepli, Mit-glied unserer Behörde, beauftragt und bevollmächtigt, an der auf Basis des Turiner Protokolls vom 18. Mai 1861 am 24. laufenden Monats in Turin zusammen-etenden Konferenz von Repräsentanten der Interessen-ten an der Lukmanierbahn, namentlich des Königreichs Italien, der schweizerischen Kantone Graubünden und Tessin, der Gesellschaft der Vereinigten Schweizer-bahnen und der Lombardisch-Pontinischen Eisenbahn-gesellschaft, zum Zwecke fortgesetzter und abschlies-sender Unterhandlung der zur Gründung und Ausfüh-rung des Lukmanier-Unternehmens erforderlichen Verträge Theil zu nehmen.

Zur Urkund dessen haben wir genanntem Herrn Abgeordneten gegenwärtiges Kreditiv zugestellt und empfehlen denselben zu guter Aufnahme.

St.Gallen, den 17. Juni 1861

Der Landammann:

Baumgartner

Im Namen des Kleinen Rathes.

Für den Ratsschreiber:

Keel

Depts. Sekretär

Tagebuch Wien 1883-1888. Handschriftliche Aufzeichnungen. [KB, VNL 38: A61]

1883 trat Aepli als St.Galler Grossrat, als Kantonsgerichtspräsident sowie als Nationalrat zurück und wurde Gesandter in der Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich-Ungarn in Wien, wo er bis 1893 blieb. Das Tagebuch deckt die ersten fünf Jahre ab und enthält links die Agenda mit Aktivitäten von April bis Juni 1888. Rechts die Einträge vom 26. November 1883 mit Einschätzungen zur wirtschaftlichen und politischen Lage bzw. zum Verhältnis der europäischen Mächte zur Türkei und zu den Donaustaaten. Der Eintrag vom 29. November 1883 befasst sich mit Serafino Balestra (1831-1886), einem Priester mit Tessiner Herkunft, dem die Italienische Regierung anfänglich das Kanonikat in Como verweigert. Gesandter Aepli als Kenner der Bistumsproblematik im Tessin (er hatte 1863/64 im Auftrag des Bundesrates erfolgreich vermittelt) mit guten Beziehungen zum Vatikan wird offenbar um Vermittlung angegangen.

Abschrift

26. November 1883

Der Österreichische - Türkische Handelsvertrag läuft noch bis 1890. Die Türkei habe einen neuen Tarif aufgestellt und beabsichtige auf Grundlage desselben die bestehenden Verträge zu revidiren. Österreich sei bisher noch nicht in Verhandlungen eingetreten und habe auch noch keine Erklärung darüber abgegeben, ob es gleichzeitig mit Frankreich und Deutschland verhandeln wolle, wozu es überhaupt noch nicht veranlasst worden zu sein scheint. Das Handelsministerium wäre dazu vielleicht nicht ungeneigt, doch hange die Entscheidung hierüber vom Ministerium des Äussern ab. Im Interesse der verschiedenen Staaten würde es wohl liegen, wenn ein für alle massgebender Tarif von der Türkei aufgestellt würde, der auf dem Wege der Verhandlung die entsprechenden Modifikationen zu erleiden hätte.

Nach Auffassung des rumänischen Gesandten sind die Donaustaaten ihrer Zukunft noch keines wegs gewiß. In denselben und dem Reste der Türkei streiten Österreich und Russland um den überwiegenden Einfluss. Früher oder später müsste es zu einem neuen Kriege kommen zwischen den zwei Mächten und dann werde es sich zeigen, wie sich die Verhältnisse für Rumänien, Serbien, Bulgarien usw. gestalten. Rumänien sei in einer exponirten Lage Russland gegenüber. Es habe den Verlust von Bessarabien, das wesentlich von Rumänen bewohnt werde schwer zu verschmerzen und finde in der Dobrudsche, die von verschiedenen Volksstämmen bewohnt sei, keinen genügenden Ersatz.

29. November

Laut einer mündlich gemachter Mittheilung des Nuntius Vanutelli ist Balestra Priester, hat bei den Dominikanern, den Dames du Sacré Coeur und den Kapuzinern gewohnt, bei (..) denen auch als Priester

funktionirt. Er hat vor dem Nuntius ungefähr so gesprochen wie vor mir! Dass ihm die Regierung von Italien das Canonicat in Como verweigert habe, weil er nicht Italiener werden wollte. Vanutelli hält ihn für einen ehrlichen aber überspannten Mann, der beinahe an die Narrheit trifft. Auch zweifelt er nicht an seiner schweizerischen Nationalität und beruft sich auf eine gräfliche Familie, die bei Como begütert

ist und Balestra von dorther kommt.

Portrait von Minister Aepli um 1890. KuK Hof-Foto-graf Angerer, Wien. [StASG, BMA 004]

Delegierung des Bundesrates von Minister Aepli zur Konferenz betr. Rheinregulierung vom 28. Oktober 1892. [KB, VNL 38: A46]

Staatsvertrag zwischen dem Kaiserreich Österreich-Ungarn und der Schweizerischen Eidge-nossenschaft vom 30. Dezember 1892. Druckfassung. [StASG KA R.68 D]

Der für die Schweizerische Eidge-nossenschaft von Minister Aepli unterzeichnete Staatsvertrag über die Rheinkorrektion war für das Rheintal von existenteller Bedeu-tung. Die Freude im ganzen Kanton war unbeschreiblich: auf beiden Seiten des Rheines – vom Bodensee bis Bad Ragaz – läute-ten die Glocken. Die Dankbarkeit gegenüber Aepli war riesig. Er hatte sein letztes grosses Schaf-fensziel erreicht, das der Bevöl-kerung im Gedächnis blieb.

Karte der Rhein-Regulierung. Vergrösserung. Originalvorlage im Mass-stab 1:250‘000. [Aus „Der Kanton St.Gallen 1803-1903. Denkschrift zur Feier seines hundertjährigen Bestandes“. Herausgegeben von der Regie-rung des Kantons St.Gallen. Verlagseigentum des Kantons St.Gallen. 1903. Seite 292bis]

Der St.Galler Staatsmann Arnold Otto Aepli (1816 - 1897)

Parlamentarier in Stadt, Kirche, Kanton und Bund

Regierungsrat und Landammann, Kantons- und Bundesrichter

Vertrauensmann des Bundesrates, Mann des Ausgleichs zwischen den Parteien

Gesandter der Eidgenossenschaft in Wien, Belgrad und Bukarest

Eine virtuelle Ausstellung anlässlich der Einweihung des Aepliplatzes in St.Gallen am 22. August 2013. Ausgestellt sind u.a. Dokumente der Kantonsbibliothek Vadiana St.Gallen (Nachlass Aepli) und des Staatsarchivs St.Gallen. Auswahl der Dokumente und Kommentar: Dr. Hans Hiller, Hans Ulrich Bosshard

www.staatsarchiv.sg.ch

Weitere Tätigkeiten und diplomatischer Dienst

Redaktor verschiedener Zeitungen

Verwaltungsrat von Eisenbahngesellschaften

Gesandter und bevollmächtigter Minister in Wien

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